Puno und die Schilfinseln im Titicacasee – Lohnt es sich wirklich?
Obwohl ich nicht mehr als zwei Tage in Puno am peruanischen Teil des Titicacasees verbracht habe, hat mich mein Aufenthalt dort mit ziemlich gemischten Gefühlen zurückgelassen. Die Stadt ist bei Touristen vor allem ein beliebter Knotenpunkt für Reisen in den Norden nach Cusco und Machu Picchu und für eine südliche Weiterreise nach Bolivien. Das eigentliche Highlight, welches es in Puno zu erleben gilt, ist jedoch ein Ausflug zu den berühmten schwimmenden Schilfinseln auf dem Titicacasee. Natürlich habe ich mir diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen und bis heute bin ich nicht ganz sicher, was ich letztendlich von diesem Ausflug halten soll.
Aber starten wir von vorne. Puno und ich, wir hatten es von Beginn an nicht ganz leicht miteinander. Schon bei Ankunft in der Stadt, hatte ich mal wieder mit bösen Magen-Darm-Beschwerden zu kämpfen. Entsprechend habe ich die Abende auch allein im Hotelzimmer verbracht und kann mir daher kein abschließendes Bild von der Stadt machen. Was ich gesehen habe, war – sagen wir – okay.
Puno
Mit seinen 125.000 Einwohnern ist Puno keine Kleinstadt, fühlt sich aber dennoch ein bisschen so an. Viel ist hier nicht los und wenn du, wie ich, das Hotel selten verlässt, wirst du nichts Wesentliches verpassen. An der rechteckigen Plaza de Armas befindet sich eine schöne Kathedrale aus dem 17. Jahrhundert. Sie lohnt einen Besuch, damit kannst du aber schon einen Haken hinter die Must Sees von Puno setzen.
Es gibt ein paar schmale Fußgängerzonen mit haufenweise internationalen Restaurants, die ganz auf den Tourismus eingestellt sind. Ansonsten dominieren, wie in vielen Orten Perus und Boliviens, aber halbfertige unverputzte Backsteinbauten und abgesehen von den typischen Straßenmärkten gibt es wenig Interessantes zu entdecken.
Gewohnt habe ich während meines Aufenthalts im Ayllu Inn Hotel an der breiten Avenida Laykakota. Das 2-Sterne-Hotel ist ungefähr wie Puno selbst, völlig in Ordnung, nicht besonders hässlich, aber auch absolut nichts Besonderes. Wenn du also ebenfalls nur für wenige Nächte in Puno bist, kannst du dich guten Gewissens im Ayllu Inn Hotel einmieten.
Im Ayllu Inn Hotel kannst du außerdem direkt deinen Ausflug zu den Schilfinseln buchen. Falls du dies nicht zuvor über Get Your Guide oder andere einschlägige Plattformen gemacht hast, ist dies also eine gute Alternative.
Der Titicacasee und die Schilfinseln der Uros
Der Titicacasee bietet so manche Superlative. Er ist 15 Mal größer als der Bodensee und damit der größte See Südamerikas. Zudem liegt er auf einer Meereshöhe von 3.800 Metern und ist damit der höchstgelegene schiffbare See der Welt. Sein Name entstammt der Sprache der Quechua und bedeutet Grauer Puma. Aus der Vogelperspektive kann man dem See mit ganz viel Fantasie die Form einer liegenden Großkatze zuschreiben, daher sehr wahrscheinlich die Namensgebung.
An der Grenze zwischen Peru und Bolivien gelegen, beherbergt der Titicacasee einige kulturell hochinteressante Inseln. Im peruanischen Teil sind besonders die kleinen schwimmenden Schilfinseln von großem touristischen Interesse. Diese Inseln haben keine Bodenberührung und wurden ausschließlich aus geschichtetem Totoraschilf gefertigt. Auf diese Weise existieren die Schilfinseln bereits seit mehreren hundert Jahren. Sie bilden die Heimat der Uros, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die damals vor der Macht der Inka auf den See geflüchtet war.
Der Stamm der Uros – beziehungsweise deren Nachkommen – besteht heute noch aus ungefähr 2.000 Menschen, wobei ein Großteil von ihnen mittlerweile auf dem Festland lebt. Dennoch sind immer noch einig hundert Uros auf den Schilfinseln zu Hause. Sie leben dort traditionell vom Fischfang, in den letzten Jahren jedoch auch zunehmend vom steigenden Tourismus.
Ausflug zu den Schilfinseln – Der Ablauf
Ein halbtägiger Ausflug zu den schwimmenden Schilfinseln der Uros auf dem Titicacasee ist inklusive Hotelabholung und Bootstransfer bereits ab umgerechnet 12 Euro zu haben. Vom finanziellen Gesichtspunkt kannst du hier also nichts falsch machen. In meinem Fall bedeutete das eine Abholung per Fahrradrikscha morgens um 8:00 Uhr am Ayllu Inn Hotel und nach gut 10 Minuten erreichten wir den Hafen von Puno.
Von dort ging es mit dem Boot rund eine halbe Stunde lang hinaus auf den Titicacasee bis wir einige Kilometer vor der Küste die schwimmende Schilfinseln erreichten. Dort wurden wir bereits bei Ankunft von einigen einheimischen Damen in traditioneller bunter Kleidung und mit langen schwarzen Zöpfen freudig in mehreren Sprachen willkommen geheißen. Bei den ersten Schritten auf die Insel war ich positiv überrascht. Das Schilf ist weich und nachgiebig. Es fühlt sich an, als würde man auf einem sehr dicken flauschigen Teppich laufen.
Es folgte eine ausführliche Erklärung von zwei indigenen Männern zur Lage und dem Ursprung der Inseln und es wurde uns gezeigt, wie das Schilf bearbeitet und geschichtet werden muss um die Inseln zu bauen und tragbar zu machen. Anschließend wurde unsere Gruppe in Kleingruppen von jeweils drei Personen aufgeteilt und wir wurden jeweils einer Frau zugeteilt, die hier lebt. Sie führte uns zu ihrem Zuhause, einer – ich untertreibe nicht – maximal 6 Quadratmeter großen, einfachen Strohhütte, an deren Seiten sich zwei provisorische, ebenfalls aus Schilf gefertigte, Betten befanden.
Nach einem Blick in die Hütte führte uns die Dame zu ihren selbst gefertigten Produkten, wo wir wieder auf die anderen Mitglieder unserer Gruppe trafen. Hier wurden farbenfrohe Decken, Kissenbezüge und Schmuck an die Touristen verkauft. Die Sachen sind teilweise wirklich schön und ein prima Souvenir oder Reisemitbringsel.
Anschließend wurden wir gesanglich von den Damen der Insel verabschiedet und für einen kleinen Zusatzbeitrag von 10 Soles (ungefähr 2,30 Euro) sollte die Fahrt in einem großen, aufwendig dekorierten Schilfboot zu einer anderen Insel weitergehen. In der Erwartung einer erneuten längeren Bootsfahrt waren wir schließlich um so mehr überrascht, als das Boot lediglich einen Bogen hinaus aufs Wasser machte, dann aber direkt die Nebeninsel, der so eben Besuchten ansteuerte. Der Abstand zwischen den beiden Inseln war so klein, dass man vermutlich mit ein bisschen Anlauf hätte hinüberspringen können. Aber gut, immerhin saßen wir in einem schönen Schilfboot.
Auf der Nachbarinsel angekommen hatten wir die Möglichkeit an einem kleinen Kiosk typische, lokale Snacks und Getränke zu kaufen oder uns für einen Sol einen Stempel als Erinnerung für unseren Besuch auf den Schilfinseln in den Reisepass geben zu lassen. Insgesamt hielten wir uns somit rund zwei Stunden auf den schwimmenden Inseln auf und der Ausflug dauerte alles in allem einen halben Tag.
Ausflug zu den Schilfinseln – Lohnt es sich?
Wie bereits anfangs erwähnt, ließ mich der Besuch der schwimmenden Inseln auf dem Titicacasee mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Auf der positiven Seite steht, dass es tatsächlich spannend ist zu sehen, unter welchen Bedingungen die Menschen über Jahrhunderte auf diesem See gelebt haben. Man erfährt Interessantes zur Bauweise der Inseln und kann bei Interesse schöne Souvenirs kaufen und Fotos schießen.
Dem gegenüber steht jedoch leider ein negatives Bauchgefühl, das sich bei mir vom ersten Moment an eingeschlichen und zunehmend manifestiert hat. Zunächst habe ich schlicht der Tatsache nicht getraut, dass die Menschen nach wie vor so leben wie es uns hier versichert wurde. Ich bin relativ unvorbereitet auf den Ausflug gegangen und habe mir währenddessen vorgenommen unbedingt diesbezüglich zu recherchieren. Heute weiß ich, dass das, was sich so sehr nach Touristenshow angefühlt hat, für einige hundert Menschen vor Ort noch immer Realität ist und nichtsdestotrotz bleibt das ungute Gefühl.
Auch wenn die Menschen auf den Inseln mit den zahlreichen Touristen Geld verdienen und sich dadurch wahrscheinlich ihr Lebensstandard verbessert hat, war für mich der Eindruck eines Menschenzoos nicht von der Hand zu weisen. Für ein paar Soles darf man einen Blick auf die Ureinwohner werfen und sogar ihr Zuhause betreten. Man wird mit Welcome, Welcome! Rufen begrüßt und mit westlichem Liedgut wie Old MacDonald had a farm wieder verabschiedet.
Einen wirklichen Austausch oder authentischen Einblick in das heutige Leben der Uros gab es nicht. Stattdessen bleibt viel Show und das ungute Gefühl sich hier einen voyeuristischen Einblick in eine fremde Welt erkauft zu haben. Aus meiner Erfahrung rate ich dir daher davon ab einen solchen Ausflug zu buchen.