Buenos Aires – City Guide für deinen Erstbesuch 2022
Für viele Jahre war Buenos Aires immer ganz weit oben auf meiner Bucket List. Warum das so war, konnte ich nie genau begründen. Weder hatte ich einen besonderen Bezug zu Argentinien, noch spreche ich Spanisch oder hatte irgendeine konkrete Vorstellung oder Erwartungshaltung, was die Stadt angeht und trotzdem hat es mich immer irgendwie dorthin gezogen.
Mittlerweile war ich bereits drei Mal in Buenos Aires. Die ersten beiden Male jeweils für einige Tage als normale Städtereisende, beim dritten Mal jedoch bin ich für ganze drei Monate in der Stadt geblieben. Die Schönheit und die Atmosphäre der argentinischen Hauptstadt, hat mich absolut begeistert. Mit den vielen, teils etwas in die Jahre gekommenen, wunderschönen Altbauten und der sehr präsenten Tangokultur, verströmt Buenos Aires eine gewisse Schwermut und ein melancholisches Flair, das mich sehr beeindruckt hat.
Wie sehr die Stadt durch die spanischen und italienischen Einwanderer geprägt wurde, lässt sich sowohl an der Architektur als auch an der Mentalität und der Gastronomie erkennen. Als blonde Mitteleuropäerin, fällt man dort so wenig auf, wie in kaum einer anderen Stadt Südamerikas. Diese Tatsache macht Buenos Aires auch für allein reisende Frauen zu einem sehr angenehmen Reiseziel, das meiner Meinung nach eher in die Kategorie Südamerika Light fällt. Gerade im Stadtzentrum hat man zuweilen das Gefühl sich in einer hippen europäischen Großstadt zu bewegen.
Europäische Eleganz, Nightlife und Villas Miseria
Trotzdem sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten nach wie vor nicht annährend mit jenen in Europa zu vergleichen sind. Bei der Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt bekommt man einen kleinen Einblick in die Stadtrandgebiete und dort ist man von europäischen Standards noch sehr weit entfernt.
Insgesamt ist für mich Buenos Aires aber eine unglaublich coole und spannende Stadt, die man sich bei einer Südamerikareise auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Im Folgenden habe ich ein paar praktische Tipps und Empfehlungen für deinen Erstbesuch der argentinischen Hauptstadt zusammen gestellt, die dir bei deiner Reiseplanung helfen können.
Anreise nach Buenos Aires
Der Flug von Deutschland dauert knapp 14 Stunden und von Frankfurt aus sind sogar non stop Verbindungen zum internationalen Flughafen Ezeiza zu bekommen. Die bei weitem beste und sicherste Möglichkeit um in die Innenstadt zu kommen, ist ein Taxi. Direkt nach Verlassen des Zollbereichs findet man einen Taxistand, bei dem man sogenannte Remises buchen kann. Das sind lizenzierte Taxis zum Festpreis. Somit kann man einem möglichen Betrug oder anderen Sicherheitsrisiken durch die zahlreichen Privattaxis im Ankunftsbereich entgehen.
Wenn du noch mehr auf Nummer sicher gehen und deinen Transfer vorab buchen möchtest, dann sei dir GreetersBA empfohlen. Hier wird man mit einem Namensschild am Flughafen empfangen und für umgerechnet rund 35 Euro in die Innenstadt gebracht. Der Fahrer begleiten dich sogar direkt zur Rezeption der Unterkunft. Sicherer geht es kaum und ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Auch Taxi Ezeiza kann ich dir empfehlen. Hier lässt sich der Transfer ebenfalls unkompliziert online vorab buchen, du begibst dich dann nach dem Verlassen des Sicherheitsbereichs einfach zum unübersehbaren Stand von Taxi Ezeiza in der Ankunftshalle und kannst dort den Fixpreis für deine Fahrt in Argentinischen Pesos oder US Dollar zahlen. Im Januar 2022 kostete die Fahrt 3.000 Pesos oder 30 US Dollar. Auf Grund der starken Inflation in Argentinien empfehle ich dir aber immer kurzfristig die aktuellen Preise zu checken.
Unterkunft in Buenos Aires
Ich habe bei meinen ersten beiden Aufenthalten in Buenos Aires einmal im Milhouse Hostel Hipo in der Avenida Hipolito Yriguyen und einmal im Hotel Mundial auf der Avenida de Mayo gewohnt. Beide Unterkünfte liegen mitten im Zentrum und sind vor allem für Erstbesucher der Stadt uneingeschränkt zu empfehlen, da sie in unmittelbarer Nähe vieler Hauptattraktionen liegen. Für etwas längere Aufenthalte empfehle ich dir aber eine Unterkunft in den Stadtteilen Palermo oder Recoleta.
Das Milhouse Hostel Hipo nennt sich Party Hostel und daher sollte es dich nicht stören, wenn es hier abends auch mal ein bisschen lauter wird. Dafür ist das Personal dort durch die Bank super freundlich und hilfsbereit und wer andere Reisende kennenlernen will, der ist im Milhouse Hostel Hipo auch bestens aufgehoben. Wer es etwas ruhiger mag, der wird sich im Hotel Mundial wohler fühlen. Das 2-Sterne Hotel liegt in einem Altbau mitten auf einer der Prachtstraßen der Stadt und bietet ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.
Auch AirBnBs sind in Buenos Aires eine gute Alternative. Zwar liegen die Preise natürlich weit über den durchschnittlichen lokalen Mietpreisen, aber für Mitteleuropäer sind sie dennoch mehrheitlich sehr erschwinglich und du findest zahlreiche Unterkünfte in den besten Lagen der Stadt.
Devisen, Finanzielles und Inflation
Geld ist ein komplexes Thema in Argentinien und daher möchte ich das Thema hier auch nur in aller Kürze anschneiden. Ausgehend vom offiziellen Wechselkurs der Banken ist Buenos Aires für südamerikanische Verhältnisse eine teure Stadt. Die Preise für Sightseeing, einige Lebensmittel und Essen im Restaurant sind nahezu vergleichbar mit den Preisen in Deutschland.
Auf Grund der starken Inflation wirst du in Deutschland oder deinem Heimatland mit großer Wahrscheinlichkeit keine Devisen mit nach Argentinien bringen können. Zwar kann man überall in der Stadt problemlos mit Kreditkarten bezahlen, auch dies solltest du vor allem bei längeren Aufenthalten aber idealerweise vermeiden um die hohen Gebühren zu umgehen.
Das Mittel der Wahl sollte in Argentinien immer Bargeld sein, das du wenn möglich in Euro oder US-Dollar von zu Hause mitbringst und in Buenos Aires wechseln lässt. Auch hier gibt es aber noch einige Tricks zu beachten und daher werde ich in Kürze dem Thema Geld einen eigenen Artikel widmen.
Sicherheit in Buenos Aires
Buenos Aires ist keine überdurchschnittlich gefährliche Stadt, allerdings solltest du vor allem abends schon sehr darauf achten in welchen Vierteln du dich bewegst.
Nach Einbruch der Dunkelheit zu meiden sind auf alle Fälle La Boca, Constitución und alle Gegenden außerhalb des Zentrums sowie Teile von San Telmo und die Gegend um den Busbahnhof in Retiro. Relativ sicher bewegt man sich dagegen in Recoleta, Palermo und Belgrano und auf den großen Straßen in der Innenstadt. Ich war spät abends in Buenos Aires nie allein unterwegs und würde dir das auch nicht empfehlen. Für südamerikanische Verhältnisse ist Buenos Aires zwar recht sicher, aber warum ein Risiko eingehen?
Tagsüber gilt das gleiche wie in den meisten Großstädten der Welt: Keine Wertgegenstände offen zur Schau tragen und auf das Bauchgefühl hören. Zudem rate ich dir davon ab dein Handy – vor allem bei einem teuren Modell – offen in den Straßen zu benutzen. Auch zum Thema Sicherheit findest du aber in Kürze hier einen separaten Artikel.
Sprache
Ich spreche wenig Spanisch, hatte jedoch in der Schule Italienisch, wodurch ich mir vieles was ich lese oder höre problemlos herleiten kann. Damit kam ich in Buenos Aires ziemlich gut zurecht. Generell würde ich aber immer empfehlen wenigstens ein paar Brocken der Sprache zu lernen, da man selbst in der Großstadt fast ausschließlich auf Menschen trifft, die kein Englisch sprechen.
Dazu gehören aus meiner Erfahrung zum Beispiel nahezu alle Taxifahrer, fast das vollständige Personal der Gastronomie und selbst an Flughäfen kommt man zuweilen mit Englisch nicht sehr weit. Wenn du darüber hinaus auch ein bisschen Kontakt zu Einheimischen haben möchtest, geht ohne die Landessprache leider nicht viel.
Was du dir auf jeden Fall anschauen solltest
Am besten erkundet man die Stadt zu Fuß. Wenn du in der Innenstadt wohnst, sind außer La Boca und Palermo alle interessanten Viertel problemlos mit einem Spaziergang zu erreichen. Die Avenida 9 de Julio ist die Hauptschlagader der Stadt und sollte auf jeden Fall einmal abgelaufen werden. Die rund 20-spurige Straße ist eine der breitesten Straßen der Welt und schon allein deshalb mehr als beeindruckend.
In der Mitte der 9 de Julio befindet sich ein großer Obelisk, eines der Wahrzeichen der Stadt. Abends erinnert der Platz um den Obelisken mit dem hohen Verkehrsaufgebot und den vielen Leuchtreklamen ein bisschen an den New Yorker Times Square.
Auf der 9 de Julio ein Stückchen weiter Richtung Norden, kommt man ans Teatro Colon, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Dort kann man eine einstündige Führung machen, die aktuell 1.400 ARS kostet (Stand: Februar 2022). Diese führt zwar leider nicht in den Hinterbühnenbereich, wer sich allerdings für Architektur und Kunst interessiert, für den wird der imposante Foyerbereich und das monumentale Auditorium, definitiv ein Highlight sein.
Am nördlichen Ende der Avenida 9 de Julio beginnt der schicke Stadtteil Recoleta. Dabei handelt es sich um eines der wohlhabendsten Viertel von Buenos Aires, in dem schicke Apartmentblocks, Edelrestaurants und 5-Sternehotels vorherrschend sind. Sehenswert ist auf jeden Fall der dort befindliche Cementerio de Recoleta. Bekannt ist der Friedhof vor allem für das Grab von Eva Péron, alias Evita, aber auch unabhängig davon ist er mit seinen unzähligen Mausoleen und Engelsstatuen definitiv einen Besuch wert.
Wenn du mehr über den Friedhof und die Menschen erfahren willst, die dort begraben sind, empfehle ich dir an einer Führung teilzunehmen. Montag und Freitag um 15:00 Uhr kann man sich für aktuell 2.000 ARS oder 10 USD für zwei Stunden über den Friedhof führen lassen. Weitere Infos dazu und Anmeldemöglichkeiten findest du auf dieser Website. Auch die anderen Touren, die du auf der Seite findest, kann ich dir nur ans Herz legen. Völlig kostenlos und nur auf Trinkgeldbasis, kann man hier an ausführlichen und sehr interessanten Stadtrundgängen teilnehmen.
Lohnenswert ist auch ein Spaziergang am Hafen von Puerto Madero. Hier finden sich in alten Backsteinhäusern heute viele hippe Restaurants und man hat eine tolle Aussicht auf die gegenüberliegenden Wolkenkratzer.
Die Puente de la Mujer ist in ihrer Architektur einem Tango tanzenden Paar nachempfunden. Auch wenn man, um dies zu erkennen, ein bisschen Fantasie benötigt, ist die futuristische Fußgängerbrücke in Puerto Madero definitiv sehenswert.
Eine weitere Prachtstraße, die du in Buenos Aires kaum verpassen kannst, ist die Avenida de Mayo. Sie verläuft horizontal durch die Stadt und wird auf der einen Seite von der Plaza de Mayo mit der darauf befindlichen Casa Rosada (dem Präsidentenpalast) und auf der anderen Seite vom Kongressgebäude abgeschlossen. Dazwischen befinden sich auf der Allee unzählige beeindruckende Gebäude verschiedenster Stilrichtungen, wie beispielsweise der Palacio Barolo, dessen Architektur Dantes göttlicher Komödie nachempfunden ist. Auch das Café Tortoni, eines der ältesten Cafés der Stadt liegt auf der Avenida de Mayo.
Ein weiteres touristisches Highlight ist der eher sozial schwache Stadtteil La Boca. Hier sind die kleinen bunten Holzhäuser zu finden, die man heute sofort mit Buenos Aires in Verbindung bringt (siehe Titelbild). La Boca ist das Viertel der ehemaligen europäischen Einwanderer und der Geburtsort des Tango. Die bunten Häuser sind definitiv einen Besuch wert, allerdings sind die farbenfrohen Straßen in La Boca so sehr vom Tourismus beherrscht, dass die Authentizität leider etwas darunter leidet.
Überall kann man sich mit Tangotänzern fotografieren lassen und ein Souvenirladen reiht sich an den anderen. Auch tagsüber sollte man dennoch Acht geben die Touristenpfade nicht zu verlassen um sich keinem unnötigen Sicherheitsrisiko auszusetzen. Generell gehört ein Besuch von La Boca definitiv zu Buenos Aires dazu, aber für mich persönlich zeigt sich die echte Schönheit und der Reiz der Stadt eher in anderen Vierteln.
Angrenzend an das noble Recoleta findet sich im Norden von Buenos Aires der Stadtteil Palermo. Wer einmal das berühmte Nachtleben der Metropole erleben möchte, ist hier genau richtig. Noch morgens um 4 Uhr sind hier vielerorts die Straßen gefüllt und neben unzähligen tollen Restaurants, Clubs und hippen Bars, finden sich in Palermo außerdem viele kreative Designer Läden, kleine Start Ups und eine spannende Street Art Szene.
Palermo ist von der Innenstadt nicht fußläufig erreichbar. Mit der Subte, der U-Bahn von Buenos Aires, gelangt man aber innerhalb einer guten Viertelstunde dorthin.
Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich natürlich eine Tango Show in Buenos Aires. Die Mehrheit dieser Shows findet zwar ausschließlich für den Tourismus statt, aber da die Tangokultur in der Stadt einfach so allgegenwärtig ist, habe ich mir trotzdem drei verschiedene Programme angeschaut.
Leider existiert gerade diejenige, die mich am meisten überzeugt hat, nicht mehr und ich kann sie dir daher nicht mehr weiterempfehlen. Die zweite Show, die ich gesehen habe, war Tango Porteño, eine Tangoshow in einem großen Theater auf der Avenida 9 de Julio. Hier gibt es verschiedene Buchungsvarianten, mit oder ohne Abendessen. Die Show war professionell und gut, für mich kam der Charme dieses tollen Tanzstils in einem solch großen Theater aber ein bisschen zu kurz und aus meiner Erfahrung würde ich heute eher dazu raten, eine traditionelle Milonga zu besuchen.
Milongas sind klassische Tanzveranstaltungen, die vor allem von Einheimischen besucht werden und immer erst zu sehr später Stunde beginnen. Alle, die das nicht abschreckt, haben hier aber die Möglichkeit den Tango auf seine authentischste Art und Weise zu erleben und möglicherweise auch selbst das Tanzbein zu schwingen.
Last but not least sollte ein kurzer Abstecher in der El Ateneo Grand Splendid Buchhandlung in der Avenida Santa Fe nicht fehlen. Der Laden ist in einem alten Theater untergebracht und mehr als sehenswert. Auf der ehemaligen Bühne kann man Kaffee trinken und im Zuschauerraum durch die Bücherregale stöbern. Top!
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