Besuch der Königspinguine auf Feuerland
An dieser Stelle verrate ich dir direkt zwei meiner größten Schwächen. Nummer eins: Ich liebe Tiere. Nicht nur die niedlichen und flauschigen, die aber natürlich ganz besonders! Für mich gibt es auf Reisen kaum etwas schöneres, als fremde Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Einige meiner tollsten Reiseerinnerungen haben etwas mit Tieren zu tun und Pinguine sind da natürlich kaum zu toppen.
Zum zweiten habe ich eine große Schwäche für raue Landschaften, unfreundliches Klima und eine gewisse Unberührtheit. Orte mit wenig Tourismus, einer geringen Bevölkerungsdichte und einer spröden und wettergegerbten Landschaft, haben es mir schon immer angetan. Ein Trip ans Ende der Welt, nach Tierra del Fuego, zur nahezu einzigen Kolonie von Königspinguinen außerhalb der Antarktis, wollte ich mir daher natürlich auf keinen Fall entgehen lassen.
Neben dem subantarktischen Kontinent, finden sich mittlerweile noch kleine Populationen der Königspinguine auf den Falklandinseln sowie auf Südgeorgien und erst seit 2010 hat sich eine kleine Kolonie auf der Insel Feuerland gebildet. Zunächst aus nur wenigen Tieren bestehend, tummeln sich heute, abhängig von der Jahreszeit, bis zu mehrere hundert Pinguine in der Kolonie.
Die Königspinguine haben sich für ihre Eroberung des südamerikanischen Kontinents ein sehr entlegenes Fleckchen ausgesucht. Die kleine Kolonie lebt in der Bahía Inútil, einer großen Bucht im Süden des chilenischen Teils von Tierra del Fuego. Auch wenn hier mittlerweile ein kleines Besucherzentrum entstanden ist, sucht man Wegweiser oder Schilder, die einen zu den Königspinguinen auf Feuerland führen nach wie vor vergeblich.
Königspinguine auf Feuerland – Die Anreise will geplant sein
Die Kolonie befindet sich mitten im Nirgendwo und daher bedarf der Besuch einer gewissen Planung. Von Puntas Arenas aus werden Tagesausflüge zu den Pinguinen angeboten. Mit der Fähre geht es über die Magellanstraße nach Porvenir auf Feuerland und von dort weiter zur Bahía Inútil. Für die einfache Strecke muss man allerdings rund drei Stunden einplanen.
Ein weiterer Ausgangspunkt für einen Besuch der Königspinguine, ist Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, auf der argentinischen Seite von Tierra del Fuego. Organisierte Ausflüge gibt es meines Wissens nach auf Grund der Distanz von hier aus nicht, schließlich muss man mit einer einfachen Wegstrecke von vier bis fünf Stunden rechnen. Du siehst, ein Besuch der Königspinguine lässt sich nicht mal eben im Vorbeigehen bewerkstelligen.
Eine Anreise mit einem eigenen Fahrzeug ist meiner Ansicht nach die einzige sinnvolle Möglichkeit um zur Bahía Inútil zu kommen. Öffentliche Verkehrsmittel sucht man hier vergeblich und die Mehrheit der Besucher, dürfte sich auf der Reise von Ushuaia Richtung Norden nach Patagonien befinden, oder in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sein. Auf diese Weise wird ein Besuch der Königspinguine zu einem spannenden Zwischenstopp, ohne dafür extra eine stundenlange Anreise in Kauf nehmen zu müssen. So war es auch bei mir.
Unsere Anreise nach Feuerland ging über die Ruta 257 und damit konnten wir die schmalste Stelle zwischen dem Festland und Feuerland nutzen um mit der Fähre die Magellanstraße zu überqueren. Die Überfahrt dauert nur rund zwanzig Minuten und mit etwas Glück, kann man dabei die seltenen schwarz weiß gefleckten Commerson Delfine beobachten.
Leider blieb mir das Vergnügen, die Delfine zu erleben verwehrt, da ich und meine Mitreisenden eindeutig die raue See und die Winde in der Magellanstraße unterschätzt hatten. Das Wasser peitschte uns an Deck der Fähre nur so entgegen, so dass wir nach kürzester Zeit völlig durchnässt wieder ins Fahrzeug geflüchtet sind. Daher als Tipp am Rande: Bei der Überfahrt über die Magellanstraße am besten im Auto bleiben oder sich auf eine kalte Dusche einstellen.
Unser Ausgangspunkt für den Besuch der Königspinguine war der kleine Ort Cerro Sombrero auf Feuerland. Nach einer Übernachtung auf dem Gelände der Hostería Tunkelen dauerte die Fahrt über die Ruta 257 und die Y-85 zur Bahía Inutil rund eineinhalb Stunden.
Die Straßen auf Feuerland sind teilweise nicht asphaltiert und oft weht ein heftiger Wind. Daher sollte man, egal aus welcher Richtung man anreist, genug Zeit einplanen, vorsichtig fahren und auf jeden Fall in Cerro Sombrero oder Porvenir tanken. Tankstellen oder Ansiedlungen findet man hier nur selten und daher macht es Sinn ein bisschen Proviant und eine Flasche Wasser dabei zu haben.
Engagement für den Tierschutz am Ende der Welt
Angekommen bei der Pinguinkolonie, trifft man zunächst auf ein kleines Besucherzentrum. Der Eintritt kostet pro Person 12.000 chilenische Pesos, das sind knapp 14 Euro. Auf den ersten Blick ist das kein Schnäppchen, allerdings ist Patagonien und Tierra del Fuego ganz generell ein teures Pflaster und in diesem Fall war ich sehr gerne bereit den Eintrittspreis zu zahlen, da das Geld nämlich dem Schutz und der Erhaltung der Königspinguine zu Gute kommt.
Zunächst bekommt man ungefähr 20 Minuten lang von einem Mitarbeiter des Besucherzentrums einen kleinen Vortrag zu den Pinguinen. Man erfährt einiges zur Lebensweise der Tiere, zum Bestand und auch speziell zur hier ansässigen Kolonie. Anschließend geht es zu den Pinguinen.
Um den Tieren genug Ruhezeit zu gönnen, darf man sich maximal 90 Minuten bei den Pinguinen aufhalten. Diese Zeit reicht allerdings auch problemlos aus um die tollen Tiere auf sich wirken zu lassen. Ganz nah heran kommt man ohnehin nicht, da man als Besucher durch einen Holzzaun und einen kleinen natürlichen Bach von den Tieren getrennt steht. Je nachdem wo sich die Pinguine gerade befinden, kann man jedoch trotzdem ausgiebig Fotos machen und sie beobachten.
Bei meinem Besuch Ende November waren ich und meine Mitreisenden zu diesem Zeitpunkt die einzigen Gäste bei den Königspinguinen. Wir hatten daher ausgiebig Zeit die zweitgrößte Pinguinart der Welt zu bewundern. Als Abschiedsgeschenk hat jeder von der Einrichtung noch einen Ansteckbutton als Dankeschön für den Besuch geschenkt bekommen.
In wie weit sich die aufwendige Anreise zu den Pinguinen lohnt, kann wohl nur jeder für sich entscheiden. Meiner Ansicht nach ist es ein großartiges Erlebnis diese tollen Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und dafür lohnt sich auch der beschwerliche Anfahrtsweg.
Zudem halte ich es für sehr unterstützenswert, dass sich der Parque Pingüino Rey dem Schutz, der Forschung und der Erhaltung der Tierart verschrieben hat. Auch trägt der Park zum Ausbau des nachhaltigen Tourismus in der Region bei.
Ein Besuch der Königspinguine ist dienstags bis sonntags von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr möglich. Beachte, dass es in den Wintermonaten (Juni bis August) bereits ab ungefähr 16:00 Uhr vollständig dunkel ist. Ein späterer Besuch macht daher wenig Sinn. Weiterführende und aktuelle Informationen findest du auf der tollen Website des Parque Pingüino Rey.
Ich empfehle dir warme, wind- und wetterfeste Kleidung dabei zu haben und natürlich solltest du deine Kamera und ein Fernglas nicht vergessen.
Ich würde mich freuen, wenn du deinen Besuch auf Feuerland ebenfalls dazu nutzt um mit deinem Eintrittsgeld den Erhalt der Königspinguine zu unterstützen. Nicht zuletzt werden dir diese tollen Tiere und die Abgeschiedenheit Feuerlands ein Leben lang in Erinnerung bleiben!