Chinchero Peru
Kultur,  Peru

Chinchero, Maras und mehr – Auf den Spuren der Inka um Cusco

Cusco im Süden Perus, war für viele Jahrhunderte das politische und wirtschaftliche Zentrum der Inka. Mit der Ankunft der Spanier verlor die Stadt an Bedeutung und viele Bauten und Heiligtümer der ehemaligen Hochkultur wurden zerstört. Glücklicherweise finden sich aber noch immer in und um Cusco zahlreiche, teils sehr gut erhaltene Inkaruinen, die du während deiner Reise durch Peru nicht verpassen solltest.

Besonders für geschichtsinteressierte Reisende, ist der Großraum Cusco ein echtes El Dorado in Sachen Archäologie und Kulturforschung. Vergleichbar mit dem heutigen Rom, stolpert man um Cusco sprichwörtlich an jeder Ecke über relevante Ausgrabungen und Symbole. Zwar steht für die Mehrheit der Reisenden ein Besuch des nahegelegenen Machu Picchu im Vordergrund, allerdings lohnt es sich in Cusco etwas mehr Zeit einzuplanen und auch einige weitere archäologische Stätten im Umland zu besuchen. Diese sind meist weit weniger überlaufen und bieten einen zusätzlichen Einblick in die alte Kultur der Inka.

Während du zu Cusco und der Inkaruine Sacsayhuaman sowie zu Machu Picchu und Ollantaytambo im Heiligen Tal bereits einen Artikel auf meinem Blog findest, will ich dir hier ein paar weitere kulturell interessante Highlights rund um Cusco vorstellen. Obwohl du einige von ihnen auch auf eigene Faust erkunden kannst, empfehle ich dir in jedem Fall mit geführten Touren unterwegs zu sein. Die archäologischen Stätten leben von fundierten Hintergrundinformationen und diese bekommst du am besten von einem qualifizierten Guide. Meine große Empfehlung für die Region Cusco ist Piero Leon Rodriguez von Andina Travel. Ich habe selten einen Guide mit so viel Leidenschaft und Fachwissen in seinem Bereich erlebt!

Starten wir also nun mit den interessantesten kulturellen Attraktionen rund um Cusco.

 

Die Kleinstadt Chinchero

 

Chinchero ist ein Städtchen rund 15 Kilometer nordwestlich von Cusco und obwohl man auf dem Weg von Cusco ins Heilige Tal nach Machu Picchu durch Chinchero hindurchfährt, hat sich der Ort noch sehr viel Ursprünglichkeit bewahrt. Niedrige alte Gebäude, gepflasterte Wege, viel Ruhe und alte Traditionen finden sich in Chinchero noch heute überall. Auf Quechua übersetzt, bedeutet Chinchero die Stadt des Regenbogens. Vermutlich geht der Name ganz einfach darauf zurück, dass es in der Gegend überdurchschnittlich viele Regenbögen gibt, im Vergleich zum Umland.

Auf einer Meereshöhe von knapp 3.800 Metern gelegen, war Chinchero früher die Sommerresidenz der Inka Könige aus Cusco. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Chinchero über eine Vielzahl von Ruinen aus der Inka Zeit verfügt. Besonders sehenswert sind die alten Gemäuer rund um die Plaza de Chinchero und die Kirche aus der Kolonialzeit. Hier finden sich viele sehr gut erhaltene Mauern mit großen Steinblöcken in der typischen perfekt ineinanderpassenden Bauweise der Inka. Außerdem ziehen sich am Ortsrand Terrassenanlagen hinunter ins Tal, die früher zum Anbau von Lebensmittel genutzt worden sein sollen.

 

Chinchero Inka Ruinen

Chinchero Kolonialkirche

 

Noch heute verkaufen viele indigene Damen aus Chinchero an der Plaza de Chinchero ihre Handarbeiten, Textilien und Lebensmittel. Es lohnt sich also definitiv einmal durch die kleinen Verkaufsstände zu schlendern.

Besonders interessant fand ich jedoch die Iglesia de Nuestra Señora de la Natividad, die Kolonialkirche von Chinchero, wo noch heute der sonntägliche Gottesdienst auf Quechua abgehalten wird. Sie wurde im 17. Jahrhundert im Auftrag der Spanier auf dem Fundament eines zerstörten Inkatempels errichtet, allerdings ließen es sich die Arbeiter nicht nehmen aus stillem Protest, zahlreiche indigene Symbole in die Fresken der christlichen Kirche einfließen zu lassen. So haben etwa die Marienfiguren die breite, runde Form eines Berges zur Verdeutlichung der Anbetung der Gottesmutter Pachamama, Mutter Erde. Auch der gekreuzigte Jesus hat auffallend dunkle Haut und trägt statt eines Ahornblatts einen Inka Rock.

Leider darf man in der Kolonialkirche nicht fotografieren, einen Besuch kann ich dir aber nur ans Herz legen. Empfehlen würde ich dir in Chinchero außerdem den Besuch eines der zahlreichen traditionellen Textilzentren des Ortes. In vielen geführten Touren ist dies ohnehin enthalten und du hast hier die Möglichkeit bei der Entstehung der typischen, farbenfrohen peruanischen Stoffe zuzuschauen. Vom Rohmaterial, der Alpakawolle, bis zum Einfärben der Wolle mit Naturmaterialien und dem Weben des Garns, kann man sich hier alle Entwicklungsschritte zeigen lassen. Außerdem hat man natürlich die Möglichkeit entsprechende Souvenirs zu erstehen und die herumstehenden Lamas und Alpakas zu füttern.

 

Chinchero Textilverarbeitung

Chinchero Lama

Chinchero Meerschweinchen

 

Hart für alle Tierfreunde unter uns: Die vielen Meerschweinchen, die man in den Textilzentren in liebevollen Gehegen antrifft, sind keine Haustiere, sondern werden gegessen. Cuy, also Meerschweinchen, ist eine peruanische Delikatesse und daher werden die putzigen Gesellen leider über kurz oder lang auf dem Teller landen. Zur Bespaßung der Touristen dienen sie aber dennoch.

Insgesamt gibt es in Chinchero also einiges zu entdecken. Für deinen Besuch solltest du ab Cusco ungefähr einen halben Tag einplanen.

 

ANREISE AB CUSCO:

Mit dem öffentlichen Bus kannst du in Cusco am Busterminal in der Avenida Grau starten und innerhalb von 30 Minuten erreichst du Chinchero. Das Busticket kostet umgerechnet knapp 1 Euro.

 

TICKETS:

Der Eintritt zu den Inkaruinen rund um die Plaza de Chinchero ist kostenpflichtig. Der Preis ist im Boleto Turistico inkludiert, das dir Einlass zu zahlreichen Attraktionen in und um Cusco gewährt und das du auf jeden Fall kaufen solltest. Nähere Informationen dazu findest du auf dieser Website.

 

Die Terrassenanlage Moray

 

Die Inka Anlage Moray, ist nicht direkt an eine Stadt angegliedert, sondern befindet sich rund 32 Kilometer nordwestlich von Cusco in der Nähe des Dorfes Maras. Es handelt sich dabei um eine Terrassenformation in einem natürlichen Tal, die auf den ersten Blick an Kornkreise oder ähnliche mystische Formationen erinnert. Allerdings ist der Ursprung von Moray weit weltlicherer Natur.

Die Terrassen wurden in natürlichen Kalksteindolinen erbaut und haben einzeln eine Höhe von knapp zwei Meter. Die niedrigsten Terrassenstufen sind in Kreisform angeordnet, während die höher gelegenen Terrassen eine ovale Form bilden. Es wird vermutet, dass die Inka Moray angelegt haben, um hier mit verschiedenen Agraranbaumethoden zu experimentieren. Jede Stufe verfügt über ein eigenes Mikroklima und somit konnte hier an den optimalen Bedingungen für den Anbau verschiedener Gemüse- und Getreidearten gearbeitet werden. Durch dieses planvolle Vorgehen schafften es die Inka, ihr Volk mithilfe von über 250 Getreidearten zu ernähren.

 

Moray Inka Peru

 

Moray ist außerdem durchzogen von einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, so dass die Anlage noch bis ungefähr 1970 für den Anbau von Kartoffeln und Getreide genutzt wurde. Heute ist die Anlage geschützt und wird vorwiegend von Touristen besucht.

 

ANREISE AB CUSCO:

Mit dem öffentlichen Bus kannst du in Cusco am Busterminal in der Avenida Grau starten und innerhalb von 40 Minuten erreichst du den Ort Maras. Das Busticket kostet umgerechnet knapp 1 Euro. Von Maras musst du ein Taxi nehmen.

 

TICKETS:

Der Eintritt nach Moray ist ebenfalls im Boleto Turistico inkludiert. Hier gibt es keine Möglichkeit Einzeltickets zu kaufen. Der Eintritt ist also nur mit dem Boleto Turistico möglich.

 

Salineras de Maras – Die Salzminen von Maras

 

Die Salzminen von Maras waren lange Zeit eine wenig frequentierte Attraktion im Raum Cusco. Erst in den letzten Jahren hat sich die beeindruckende Anlage auch durch den Einfluss der sozialen Medien zunehmend zu einem Touristenmagneten entwickelt und das zu Recht, schließlich rechnet man mitten in den Anden nicht unbedingt mit großen Salzvorkommen. Nur weil die Berglandschaft um Maras für Jahrmillionen unter dem Meeresspiegel lag, kann man hier heute Salz im großen Stil abbauen.

Rund 3.000 terrassenförmige Salzpfannen ziehen sich bei Maras das Tal hinunter. Jede einzelne ist rund 30 Centimeter tief und um die fünf Quadratmeter groß. Die Salinen werden von einer einzigen kleinen Quelle bewässert und dienen so unzähligen Familien im Raum Maras seit über 2.000 Jahren als Lebensgrundlage. Noch heute ist die Anlage in privater Hand der Besitzer der Salinen und wird selbst verwaltet. Entsprechend bleiben die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern auch im Ort und kommen ganz direkt dem Erhalt und der Bewirtschaftung der Salinen zugute.

 

Salineras de Maras Peru

Salineras de Maras Peru

 

Der Blick über die weißen und hellrosafarbenen Salinen hinunter in das weitläufige Tal ist wirklich großartig und bietet ein optimales Fotomotiv. Außerdem hat man sowohl in den Salineras de Maras als auch im Ort selbst die Möglichkeit das hier abgebaute Salz zu fairen Preisen und in jeder erdenklichen Form zu erstehen.

 

ANREISE AB CUSCO:

Mit dem öffentlichen Bus kannst du in Cusco am Busterminal in der Avenida Grau starten und innerhalb von 40 Minuten erreichst du den Ort Maras. Das Busticket kostet umgerechnet knapp 1 Euro. Die meisten Besucher kommen aber im Rahmen einer geführten Tour zu den Salinen, die häufig auch die Anlage Moray miteinschließt.

 

TICKETS:

Der Eintritt in die Salineras de Maras ist nicht im Boleto Turistico inkludiert. Am Eingang der Anlage kannst du für 7 Peruanische Soles (knapp 2 Euro) dein Ticket erstehen.

 

Killarumiyuq – Der Tempel des Mondes

 

Rund 50 Kilometer westlich von Cusco, in der Nähe des Ortes Ancahuasi, befindet sich Killarumiyuq, was auf Quechua so viel bedeutet, wie: Der mit dem Mondstein. Sinngemäß gilt die Inka Anlage Killarumiyug – gerne auch Killarumiyoq, Killarumiyoc, Quillarumiyoq oder Quillarumiyoc oder geschrieben – als der Tempel des Mondes, der der Ehrung des Mondes und damit der weiblichen Seite des Universums im Bezug auf die Dualität von Sonne und Mond diente.

Killarumiyuq ist über 3.000 Jahre alt und umfasst ein riesiges Areal von rund 5 Quadratkilometern, allerdings wurden weite Teile der Anlage durch eine Steinlawine vor vielen Jahren zerstört. Noch heute finden sich auf dem Gelände jedoch zahlreiche Opferstellen, Petroglyphen und Felsen, die von den Inka auf Grund ihrer (mit viel Fantasie) erkennbaren Tierform verehrt wurden. Ein kleiner Wasserfall und ein Felsen in Froschform steht für Fruchtbarkeit und noch heute findet man in einer kleinen natürlichen Höhle Opfergaben der indigenen Bevölkerung in Form von Blumen und Kokablättern.

Killarumiyuq verfügt über ausgeschilderte Wege auf dem Gelände und ist leicht begehbar. Dennoch gehört die Inka Anlage noch eher zu den Geheimtipps rund um Cusco. Bei meinem Besuch waren keine andere Touristen anzutreffen und dennoch lohnt sich ein ausgiebiger Spaziergang über das Gelände, idealerweise mit einem fachkundigen Guide.

 

ANREISE AB CUSCO:

Es gibt keine sinnvolle Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Cusco nach Killarumiyuq. Du kannst nur mit einem eigenen Mietwagen anreisen oder eine geführte Tour buchen.

 

TICKETS:

Der Eintritt nach Killarumiyuq war – zumindest vor der Corona Krise – kostenlos.

 

Die Terrassenanlage Tipón

 

Während sich besonders ein Besuch von Chinchero, den Salineras de Maras und Moray sehr gut miteinander verbinden lässt und auch Killarumiyuq in der gleichen Grundrichtung liegt, musst du zur Inka Ruine Tipón von Cusco rund 25 Kilometer Richtung Osten fahren. Unweit des Ortes Oropesa findet sich hier eine sehr gut erhaltene Terrassenanlage am Berghang. Schon allein wegen dem tollen Blick über das weite Tal lohnt sich ein Besuch von Tipón.

 

Tipon Inka Peru

Tipon Inka Peru

 

Die 12 Terrassen dienten der landwirtschaftlichen Nutzung und symbolisierten sehr wahrscheinlich die 12 Monate des Jahres. Ähnlich wie in Moray, könnte auch in Tipón mit unterschiedlichen Anbaumethoden experimentiert worden sein, der Zweck der Anlage ist aber nicht einwandfrei geklärt, da auch die Nutzung für religiöse Zeremonien wahrscheinlich ist. Auffällig ist in Tipón vor allem das aufwendige Bewässerungs- und Kanalsystem, das in Anbetracht der damaligen Mittel als echte planungstechnische Meisterleistung der Inka anzusehen ist.

Künstliche Wasserläufe, rituelle Brunnen und eine kleine Tempelruine finden sich auf dem Gelände genau so wie gepflegte Grünflächen und beeindruckend perfekt konstruierte Mauern. Trotz der Schönheit der Anlage, trifft man auch in Tipón auf erstaunlich wenige Touristen und so kannst du mit etwas Glück Tipón relativ allein genießen.

 

ANREISE AB CUSCO:

Genau wie nach Killarumiyuq, gibt es auch nach Tipón keine vernünftige ÖPNV Anbindung ab Cusco. Ich empfehle dir eine Anreise per Mietwagen oder eine geführte Tour.

 

TICKETS:

Der Eintritt nach Tipón ist im Boleto Turistico inkludiert. Alternativ kannst du bei Ankunft aber auch ein Einzelticket für 10 Soles (knapp 2,50 Euro) erstehen.