Lanzarote – 3 Highlights im Norden der Insel
Eines will ich an dieser Stelle direkt vorweg nehmen: Ich bin grundsätzlich kein besonderes großer Fan der Kanarischen Inseln. So schön einige der Inseln auch landschaftlich sind, so sehr stört mich doch der dortige Massentourismus. Ein spanisches Reiseziel, wo man sich ohne größere Probleme auf deutsch durchschlagen kann, sich eine Hotelburg und eine fragwürdige Auswandererkneipe an die nächste reiht und man in vielen Ecken leichter eine Schwarzwälderkirschtorte bekommt als authentische Tapas, da hört bei mir der Reisespaß eher auf.
Allerdings muss ich zur Ehrenrettung der spanischen Inselgruppe sagen, dass ich bei meinem letzten Besuch teilweise auch positiv überrascht wurde. Im Rahmen meiner Arbeit auf Kreuzfahrtschiffen war ich vor kurzem drei Monate lang nur auf den Kanarischen Inseln unterwegs und habe dabei auch einige sehr sehenswerte Ecken entdeckt.
Gerade Lanzarote gehört auf den ersten Blick landschaftlich nicht unbedingt zu den attraktivsten Inseln. Auf Grund ihres vulkanischen Ursprungs und der geringen Niederschläge, ist Lanzarote fast das ganze Jahr über sehr karg und trocken. Grünflächen findet man nur in Form von bewässerten Hotelanlagen und die felsige Landschaft bietet relativ wenig Abwechslung.
Dass gerade der Norden von Lanzarote aber auch einige interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, habe ich in einem mehrstündigen Ausflug von Arrecife aus erfahren. Arrecife ist die Hauptstadt von Lanzarote und liegt an der Südküste der Insel. Von dort haben wir uns für nur 60,- Euro einen Tag lang einen Mietwagen genommen. Los ging also die Erkundungstour und hier findest du meine Highlights aus einem Tag im Norden von Lanzarote.
Jameos del Agua
Eine der Hauptattraktionen Lanzarotes ist die im Jahr 1966 erbaute Kulturstätte Jameos del Agua im Nordosten der Insel. Die Anlage ist eines der Hauptwerke des auf Lanzarote geborenen Künstlers César Manrique und besticht durch eine einzigartige Verschmelzung von Natur und Kunst.
Manrique war sowohl Bildhauer und Architekt als auch Naturschützer und diese Verbindung spiegelt sich in seinen Jameos del Agua perfekt wider. Es handelt sich dabei um eine große offene Lavahöhle, die teilweise eingestürzt ist und daher heute einen großen Tunnelbogen bildet. Unter dem schwarzen Basaltgestein befindet sich ein natürlicher See.
Bei entsprechendem Lichteinfall durch einzelne Öffnungen von oben spiegelt sich das klare Wasser in fantastischen Grün- und Türkistönen. Der See befindet sich unterhalb des Meeresspiegels und ist durch das poröse Lavagestein mit dem Wasser des Atlantiks verbunden. Obwohl der See keinen sichtbaren Zugang zum Meer hat, kann man daher trotzdem den Zyklus von Ebbe und Flut beobachten.
Eine weitere Besonderheit des Sees sind die darin lebenden kleinen Albino Krebse. Sie sind maximal zwei Centimeter lang, vollständig blind und kommen normalerweise nur in dunkelster Tiefsee, ab einer Meerestiefe von ungefähr 2.000 Metern vor. Nirgendwo sonst auf der Welt wurden die Albinokrebse sonst entdeckt und warum sie sich gerade in dem kleinen Vulkansee auf Lanzarote so wohl fühlen, ist bis heute ein Rätsel. Zum Schutz der Tiere ist es übrigens streng verboten Münzen ins Wasser zu werfen, da die Korrosion für die Krebse gefährlich sein kann.
César Manrique hat auf der einen Seite des Gesteinsbogens einen künstlichen, sanft abfallenden Pool angelegt. Das türkisfarbene Wasser und die darüber hängenden Palmen sind so einladend, dass man sich bei sommerlichen Temperaturen wirklich bremsen muss, nicht hinein zu springen.
Auf der anderen Seite des Lavabogens befindet sich als Teil von Manriques Anlage ein stilvolles Freiluftrestaurant. Inmitten der vulkanischen Gesteinslandschaft kann man hier eine hochwertige internationale Küche genießen. Tagsüber werden nur kleine Speisen serviert, aber abends öffnet das Restaurant an zwei Abenden in der Woche, dienstags und samstags und bietet dann auch Live-Musik. Man hat die Auswahl aus drei verschiedenen Menüs und gerade während der Sommermonate würde ich dir eine Reservierung empfehlen. Die Reservierung kannst du auf dieser Website auf deutsch vornehmen.
Ein Highlight der Jameos del Agua ist zudem ein unterirdischer Konzertsaal. César Manrique baute den einzigartigen Saal inmitten der Lavahöhle. Die Decke und die Wände sind völlig naturbelassen und auch ohne einen Konzertbesuch hast du die Möglichkeit die Räumlichkeit von den oberen Sitzreihen aus zu besichtigen. Der Saal fasst rund 550 Menschen und noch immer finden regelmäßig Konzerte statt.
Die Erhaltung der natürlichen Schönheit der Lavakulisse in Verbindung mit stilvoller Bepflanzung und Beleuchtung der Anlage, macht César Manriques Jameos del Agua zu einer einmaligen Sehenswürdigkeit auf Lanzarote.
Anfahrt
Am besten mit dem Auto. Ein großer, kostenloser Parkplatz steht zur Verfügung. Eine Anreise mit der Buslinie 9 aus Orzola ist aber ebenfalls möglich.
Öffnungszeiten
Täglich 10:00 – 18:30 Uhr. Wenn das Restaurant geöffnet hat, ist die Anlage bis 00:30 Uhr geöffnet.
Eintritt
10,- Euro für Erwachsene, ab 15:00 Uhr gibt es 20% Rabatt. Der Eintritt gilt für eine Besuchsdauer von 90 Minuten.
Cueva de los Verdes
Nur einen Kilometer von den Jameos del Agua entfernt, befindet sich eine weitere hochinteressante Höhle, die Cueva de los Verdes. Du kannst entweder dein Auto direkt bei César Manriques Anlage stehen lassen und ungefähr 15 Minuten zur zweiten Attraktion zu Fuß gehen oder du nutzt den großzügigen und kostenlosen Parkplatz direkt an der Cueva de los Verdes.
Die beeindruckende Höhle ist erdgeschichtlich noch relativ jung. Sie entstand vor ungefähr dreitausend Jahren bei einem Ausbruch des Vulkans La Corona und wurde im 16. und 17. Jahrhundert zunächst zum Schutz vor Piraten genutzt. Seit den 60er Jahren ist sie für Touristen zugänglich.
Die Cueva de los Verdes ist – wie im übrigen auch die Jameos del Agua – Teil eines über sieben Kilometer langen unterirdischen Tunnelsystems, das vom Vulkan La Corona bis ins Meer reicht. Es ist einer der längsten Lavatunnel der Erde.
Wohingegen die Jameos del Agua künstlerisch ausgestaltet wurde, ist die Cueva de los Verdes weitgehend naturbelassen. Lediglich ein perfekt ausgeklügeltes Lichtkonzept wurde von dem aus Fuerteventura stammenden Künstler Jesús Soto installiert. Die Beleuchtung verleiht der Höhle einen mystischen Anblick und lässt sie in sanften Gelb-, Grün- und Brauntönen erstrahlen.
Ein individueller Besuch der Cueva de los Verdes ist leider nicht möglich, so dass du dich bei deinem Besuch einer mehrsprachigen Führung anschließen musst. Diese kostet 10,- Euro und dauert ungefähr 45 Minuten. Man wird in dieser Zeit ungefähr einen Kilometer durch das Höhlensystem geführt und immer wieder gibt es kurze Stopps mit Erklärungen. Eine Vorbuchung ist nicht notwendig.
Einmal meinte unser Guide, dass wir jetzt gleich an einer gefährlichen Stelle vorbei kämen, wo es ungesichert relativ weit in die Tiefe geht. Wir sollen also Acht geben und nicht direkt an die Kante herantreten. Als wir an besagtem Abgrund ankamen, haben wir uns alle ganz vorsichtig nach vorn gebeugt und es schien tatsächlich viele Meter steil nach unten zu gehen.
Als unser Guide dann grinsend ein Steinchen in den „Abgrund“ warf, stellten wir allerdings fest, dass er sich nur einen Scherz mit uns erlaubt hat. Bei der Schlucht handelte es sich lediglich um einen spiegelglatten kleinen See, die Illusion war jedoch täuschend echt! Da ich vermute, dass der Guide sich diesen Spaß nicht zum ersten Mal erlaubt hat, könnte dir dies bei deinem Besuch der Cueva de los Verdes, also möglicherweise auch blühen.
Hier siehst du einmal im Vergleich die Stelle mit der Spiegelung in unberührtem Zustand und nachdem das Steinchen im Wasser gelandet war. Cool, oder?
Anschließend kamen wir bei unserer Höhlentour noch an einem kleinen unterirdischen Konzertsaal vorbei. Eine kleine Bühne befand sich in der Mitte und drumherum waren in U-Form mehrere Stuhlreihen für ungefähr 300 Personen aufgestellt. Mit der tollen Beleuchtung von Jesús Soto, sah der Konzertsaal wirklich fantastisch aus!
Leider wird er heute allerdings kaum noch für Veranstaltungen genutzt, da einfach die passende Infrastruktur fehlt. Weder Toiletten noch eine Garderobe sind in der Höhle vorhanden und auch die Fluchtwege entsprechen natürlich nicht dem üblichen Standard einer Eventlocation.
Die Größe der Lavaröhren war wirklich beeindruckend und einen Besuch der Cueva de los Verdes kann ich dir bei deinem Urlaub auf Lanzarote daher nur ans Herz legen.
Öffnungszeiten:
Täglich 10:00 bis 17:00 Uhr. Von Mitte Juli bis Mitte September schließt die Höhle um 18:00 Uhr.
Was muss ich beachten?
Die Wege innerhalb der Höhle sind sehr gut ausgebaut und einfach zu begehen. Sie sind für nahezu jedes Alter geeignet und ich empfehle dir Turnschuhe anzuziehen. Auch an warmen Sommertagen ist es in der Höhle merklich kühler, so dass ein Pulli oder eine dünne Jacke ebenfalls nicht schaden kann.
Mirador del Río
Der Aussichtspunkt Mirador del Río ist ebenfalls ein Werk des Künstlers César Manrique. 450 Meter über dem Meeresspiegel, ganz an der nördlichen Spitze von Lanzarote, liegt der beeindruckende Aussichtspunkt auf dem Gebirgsmassiv Risco de Famara. Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf die Insel La Graciosa.
Bei meinem Besuch war der Mirador del Río sehr stark besucht, weshalb wir uns gegen einen Besuch des eigentlichen Gebäudekomplexes entschieden haben. Dieses soll jedoch in die Steilküste hinein gebaut sein und eine tolle Glasfront, sowie eine eigene stylishe Bar beherbergen.
Wenn es dir, wie uns, aber mehr um den Ausblick geht als um das von Manrique entworfene Gebäude, dann kann ich dir auch empfehlen das Auto auf dem angrenzenden Parkplatz zu parken und ein paar Meter Richtung Klippe zu laufen. Von dort aus hast du einen ebenso fantastischen Ausblick auf die Meerenge El Rio sowie La Graciosa.
Der Eintritt zum offiziellen Mirador del Río kostet 5,- Euro und der Aussichtspunkt ist täglich von 10:00 bis 17:45 Uhr geöffnet, im Hochsommer bis 18:45 Uhr.
Tipp!
Wenn du dich für alle drei hier vorgestellten Attraktionen interessierst, empfehle ich dir den Kauf einer Eintrittskarte für alle drei Sehenswürdigkeiten zusammen. Ein solches Ticket kostet für Erwachsene 23,50 Euro und somit sparst du dir im Vergleich zu den einzelnen Eintrittspreisen 1,50 Euro. Das Kombitickets kann an jeder Kasse der einzelnen Attraktionen erworben werden und ist für 14 Tage gültig.
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