Plaza de Armas
Peru,  Städte

Arequipa – Zwei Tage in der schönsten Stadt Perus

Arequipa ist mit einer guten Million Einwohnern die zweitgrößte Stadt Perus und fällt dennoch bei vielen Reisenden unter den Tisch. Von Lima geht es häufig für einen Besuch von Machu Picchu direkt nach Cusco und so findet Arequipa erstaunlicherweise verhältnismäßig wenig Beachtung.

Die Stadt liegt, umgeben von eindrucksvollen Vulkanen, auf einer Meereshöhe von knapp 2.400 Metern. Dies bedeutet, dass du hier im Normalfall keinerlei Symptome der Höhenkrankheit spüren wirst und dennoch kannst du dich auf sanfte Weise an die dünne Luft gewöhnen. Gerade wenn du, wie ich, aus der Küstenregion Perus auf dem Weg in die Anden bist, bildet Arequipa einen wunderbaren Zwischenstopp zur Akklimatisierung.

Allerdings ist Arequipa weit mehr als nur ein praktischer Halt vor der Weiterreise. Die Stadt ist für peruanische Verhältnisse überaus gepflegt und die vielen schönen Kolonialbauten geben der Weißen Stadt – so der Beiname Arequipas – ein freundliches und einladendes Ambiente.

 

Die Weiße Stadt am Fuße der Anden

 

Wie Arequipa zur Weißen Stadt wurde, ist nach wie vor umstritten. Zum einen sind weite Teile der Innenstadt aus dem schönen weißen Sillar Vulkanstein erbaut, der sich überall in der Umgebung abbauen lässt. Daher hat die Stadt insgesamt ein helles Erscheinungsbild, was den Beinamen Arequipas erklären würde.

Die zweite und weniger schöne Theorie hat mit der Geschichte Arequipas zu tun. Die Stadt wurde erst im 16. Jahrhundert von den Spaniern erbaut und somit siedelten sich die wohlhabenden Zuwanderer im Stadtzentrum an. Die indigene Bevölkerung wurde ins Umland verdrängt, so dass die Weiße Stadt auch als Hinweis auf die Hautfarbe der Bewohner des Zentrums zu verstehen war.

Die Innenstadt von Arequipa wurde von den Spaniern im Schachbrettmuster angelegt, vergleichbar mit Manhattan oder Downtown Mannheim. Das macht es dir als Reisender sehr einfach dich zu orientieren.

Zudem bietet Arequipa ganzjährig ein angenehmes Reiseklima. Bei Tagestemperaturen von 20 bis 25 Grad und wenigen Niederschlägen sind die Wetterbedingungen meiner Ansicht nach optimal um eine Stadt zu erkunden. Du siehst, es spricht wirklich alles für einen Trip nach Arequipa!

Falls dein Besuch der Andenmetropole nicht Teil einer Open Ende Weltreise ist, bist du vermutlich an ein gewisses Zeitbudget gebunden. Mir ging es genau so. Daher findest du hier alle meine Tipps für deinen Besuch in Arequipa, verpackt in einen kleinen Travel Guide mit allen Highlights für zwei Tage in eine der schönsten Stadt Perus.

 

Kirche Arequipa

Kirche Arequipa

 

Anreisetag – Abendessen und Schlaf tanken im Hotel

 

Falls du, wie ich, nicht direkt nach Arequipa fliegst, sondern aus dem Norden Perus anreist, wirst du vermutlich ebenfalls am Spätnachmittag in der Stadt ankommen. Vielleicht bist du auch noch gejetlagt und wirst an diesem Tag vermutlich nicht mehr viel unternehmen.

Für ein authentisches und stilvolles Abendessen empfehle ich dir das Restaurant Zingaro in der Calle San Francisco. Im Altstadtzentrum von Arequipa gelegen, wird hier in einem schönen alten Steingewölbe hochwertige Andenküche serviert.

Neben peruanischen Klassikern wie Lomo Saltado, Ceviche und Forellengerichten werden hier auch Alpaka Steaks in verschiedenen Variationen serviert sowie Cuy, Meerschweinchen. Letzteres ist eine peruanische Delikatesse und wird im Ganzen serviert.

Persönlich konnte ich mich nicht dazu durchringen ein Meerschweinchen zu probieren, aber das Alpaka Filet in Sauce Provencale und Quinotto (Risotto aus Quinoa) war fantastisch und eine absolute Empfehlung!

 

Selina Arequipa– mein Hotel Tipp

 

Meine Südamerikareise, die mich nach Arequipa führte, dauerte insgesamt über zwei Monate und eines meiner absoluten Hotelhighlights befand sich in der Weißen Stadt.

Das Selina Hotel in Arequipa hieß während meines Aufenthalts noch La Casa de mi Abuela und ist eine kleine Oase in der Großstadt. Nur 800 Meter von der Plaza de Armas entfernt, bietet das Haus einen grünen Innenhof, wunderbares und vielfältiges Frühstück auf einer schönen Außenterrasse, saubere Zimmer, kostenloses WiFi und eine absolute Ruhelage in unmittelbarer Zentrumsnähe.

Wenn man die Zeit nicht nutzen sollte um die Stadt zu erkunden, ließen sich hier ganz problemlos viele Stunden in den Hängematten des Hotels verbringen.

Das Dreisternehotel bietet Zimmer für jedes Budget. Vom Etagenbett im Mehrbettzimmer für 10 Euro pro Nacht bis zum komfortablen Familienzimmer für rund 120 Euro pro Nacht, findest du das richtige für deine Vorstellungen. In jedem Fall bietet das Hotel ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.

 

Selina Hotel

Selina Hotel

 

Tag 1 in Arequipa – Vormittag: Stadtspaziergang

 

Am ersten Tag empfehle ich dir zunächst die Stadt selbstständig zu Fuß zu erkunden. Sowohl vom Selina Hotel als auch von der überwiegenden Mehrheit der anderen Hotels, kannst du die Innenstadt ganz problemlos zu Fuß erreichen.

Wie in nahezu allen südamerikanischen Städten, ist der Mittelpunkt von Arequipa die Plaza de Armas. Der rechteckige Hauptplatz liegt mitten im Zentrum und bildet das Herz der Stadt.

 

Kathedrale

 

An der Plaza de Armas befindet sich die imposante Kathedrale von Arequipa. Die Kirche wurde im 17. Jahrhundert im neoklassizistischen Stil aus dem typischen weißen Vulkanstein erbaut. Die Kirche ist morgens zwischen 7:00 und 10:00 und am Spätnachmittag von 17:00 bis 19:00 Uhr für Besucher geöffnet.

In der Mitte der Plaza de Armas befinden sich ein schöner Brunnen, grün angelegte Gärten und Bänke zu verweilen. Gepflegte Gebäude im Kolonialstil säumen den übrigen Platz. Hier findest du auch zahlreiche Cafés, Restaurants und kleine Läden.

Eines der schönsten Gebäude von Arequipa befindet sich ebenfalls an der Plaza des Armas: Die Iglesia de la Compañia. Die Jesuitenkirche wurde ebenfalls aus Sillarstein erbaut und ist eine der ältesten Kirchen der Stadt. Sie beeindruckt vor allem durch ein aufwendig verziertes Eingangsportal im spanischen Barockstil.

 

Kirche Arequipa

 

Neben der Plaza des Armas sind auch die vielen kleinen Altstadtstraßen von Arequipa einen Stadtbummel wert. Niedrige alte Häuser im Kolonialstil mit schönen Balkonen, kopfsteingepflasterte Straßen und bunt bemalte Gebäude kennzeichnen die Innenstadt von Arequipa, die im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Ein Abstecher zum Mercado San Camilo sollte in jedem Fall auch auf deiner Liste stehen. Die riesige Markthalle liegt in der Calle San Camilo, nur wenige Blocks von der Plaza de Armas entfernt und hat über 1.200 Markstände. Die einzelnen Produkte werden in getrennten Sektionen voneinander verkauft. Es gibt eigene Bereiche für den Verkauf von Fleisch, Fisch, Obst, aber auch Kleidung und Haushaltswaren werden in dem zweistöckigen Marktgebäude angeboten.

Ein Tipp von mir ist der Bereich der Fruchtsäfte auf dem Mercado San Camilo. Hier bekommst du für kleines Geld frisch gepresste Säfte aus vielen exotischen Früchten, die du ganz nach deinen Wünschen zusammen stellen kannst.

 

Mercado San Camilo

 

Tag 1 in Arequipa – Nachmittag: Reality Tour

 

Die Reality Tour durch Arequipa mit der Agentur AI Travel war für mich das absolute Highlight meines Aufenthalts und ist daher meine ganz große Empfehlung an dich!

Die Bezeichnung Reality Tour bezieht sich darauf, dass man hier einen intensiven Einblick in das ungeschönte Alltagsleben Perus bekommen. Es steht nicht das touristische und historische Peru im Vordergrund, wie bei der überwiegenden Mehrheit der geführten Touren. Stattdessen erfährt man sehr viel zu sozialen Problemen, Wirtschaft und den Arbeitsbedingungen in Arequipa und ganz Peru.

Die Tour dauerte ungefähr vier Stunden und startete mit einer Abholung am Hotel. Mit einem Minibus ging es zunächst für eine halbe Stunde durch die Stadt, während unser Guide Miguel Fernández Cayetano mit großem Enthusiasmus und Fachwissen von den Bedingungen in seinem Land erzählt hat.

Wir erfuhren beispielsweise, dass Homophobie in Peru nach wie vor stark verbreitet ist, wie groß der gesellschaftliche Einfluss der Kirche ist und dass häusliche Gewalt noch immer an der Tagesordnung ist. Dass entsprechend die Selbstmordrate im Land sehr hoch ist und wie die Peruaner im Allgemeinen gegenüber Touristen eingestellt sind.

 

Misti Vulkan

 

Die halbstündige Fahrt führte uns hinaus aus der Innenstadt und bot fantastische Ausblicke auf die Stadtrandgebiete mit dem beeindruckenden Misti Vulkan im Hintergrund. Mit einer Höhe von über 5.800 Metern, gehört der Mist zu einer Reihe aktiver Vulkane im Umland von Arequipa.

 

Soziale Ungerechtigkeit, Korruption und Katholizismus

 

Der erste Stopp der Reality Tour war ein Friedhof am Stadtrand. Im Gegensatz zu den europäischen Friedhöfen, werden hier die Verstorbenen nicht unterirdisch begraben. Stattdessen werden die Särge übereinander in einer dafür vorgesehenen Wand vermauert.

Es gibt einzelne Sektionen auf dem Friedhof für die verschiedenen Todesarten der Menschen. Selbstmörder werden stehend und meistens unter falschem Namen in der Erde begraben und grundsätzlich geht man in Peru davon aus, sieben Leben zu haben.

Damit die Verstorbenen bei Ihrer Auferstehung ins nächste Leben sofort versorgt sind, befinden sich häufig Getränke an den Grabstätten, die derjenige zu Lebzeiten gerne getrunken hat. Allen voran das Nationalgetränk Inca Kola war an einer Vielzahl der Grabstätten zu finden. Super interessant!

 

Friedhof Arequipa

 

Der zweite Stopp der Reality Tour führte uns zu zu einem Wawa Wasi Hilfsprojekt am Rande der Stadt. Wawa Wasi bedeutet Kindergarten auf Quechua und es handelt sich dabei um ein karitatives Projekt, das von AI Travel unterstützt wird. Ein großer Teil des Tourpreises kommt dem Projekt zu Gute und zudem freut sich Miguel über Spenden.

Mütter aus schwierigen sozialen Verhältnissen haben hier die Möglichkeit für einen kleinen symbolischen Beitrag ihre Kleinkinder tagsüber unterzubringen, damit sie die Möglichkeit haben arbeiten zu gehen und sich aus dem Abhängigkeitsverhältnis zu den Männern ihrer Familie zu befreien.

Viele dieser Kinder sind aus Vergewaltigungen entstanden und die Einrichtung bietet den Frauen daher die einzige Möglichkeit durch Bildung und Arbeit ihre persönlichen Chancen zu verbessern und selbstständig leben zu können.

Bei dem Gebäude, das wir besuchen konnten, handelt es sich um eine kleine, spartanisch möblierte Erdgeschosswohnung, wo viele schlafende Kleinkinder auf Matratzen lagen oder sich mit den wenigen vorhandenen Spielsachen beschäftigt haben. Im Hinblick auf die familiären Verhältnisse der Kleinen, war es sehr berührend einen solchen Einblick zu bekommen.

 

Markt Arequipa

 

Der dritte Stopp unserer Reality Tour war ein riesiger Markt am Stadtrand. Im Gegensatz zum Mercado San Camilo in der Innenstadt, waren wir hier die einzigen Touristen und die Preise waren noch mal um ein Vielfaches niedriger als in der Innenstadt.

Es war interessant einen authentischen peruanischen Markt zu besuchen. Hier hat man eine halbe Stunde Zeit selbstständig das Gelände zu erkunden.

Schließlich ging es weiter zum letzten Stopp der Reality Tour.

Wir besuchten einen Steinbruch am nördlichen Stadtrand, wo der typische weiße Sillarstein abgebaut wird. Die Arbeitsbedingungen im Steinbruch sind prekär und wir konnten einem Arbeiter zuschauen, wie er ohne entsprechende Schutzkleidung und mit einfachem Werkzeug von Hand die großen Steinquader in der sengenden Sonne bearbeitet hat.

Auch Teenager und alte Männer arbeiten hier zwölf Stunden täglich im Steinbruch. Die meisten von Ihnen haben weder einen Schulabschluss noch eine Krankenversicherung. Sie leben teilweise mit ihren Familien in kleinen Hütten im Steinbruch und werden mit wenigen Cents pro fertig gestelltem Steinquader bezahlt.

Der Besuch im Steinbruch ließ mich die schöne weiße Innenstadt mit anderen Augen betrachten.

 

Steinbruch

 

Auf dem Weg zurück in die Innenstadt erzählte uns Miguel noch viel über das prekäre Gesundheitssystem im Land, die Macht der Kokainindustrie und die verbreitete Korruption. Für rund 5.000 US Dollar lässt sich beispielsweise an vielen Universitäten ein Abschluss erkaufen.

Mich hat die Tour nachhaltig beeindruckt und sie bietet einen wahnsinnig interessanten Einblick in das heutige Peru und die Schattenseiten des Landes. Für mich daher ein absolutes Highlight und meine größte Empfehlung für Arequipa!

Tourpreis: 65,- Soles (circa 18,- Euro)
Tourstart: 8:00 und 13:00 Uhr

 

Kathedrale bei Nacht

 

Für den Abend empfehle ich dir ein Essen im Restaurant Zig Zag sowie einen Bummel durch die Innenstadt.

Die Gebäude an der Plaza de Armas sind abends sehr schön beleuchtet und selbst bei Dunkelheit habe ich mich in der Innenstadt von Arequipa nie unsicher gefühlt. Wenn du auf dein Bauchgefühl hörst und idealerweise nicht allein unterwegs bist, spricht nichts gegen einen Stadtbummel am Abend.

 

Tag 2 in Arequipa – Vormittag: Kloster Santa Catalina

 

Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Arequipa ist das Monasterio de Santa Catalina.

Die große Klosteranlage ist eine eigene kleine Stadt in der Stadt, mit eigenen Straßennamen und eigener Kanalisation. Früher handelte es sich dabei um eine Internatsschule für die Kinder wohlhabender spanischer Einwanderer, die von den bis zu 150 Nonnen des Klosters unterrichtet wurden.

Heute leben nur noch ungefähr 20 Nonnen im Santa Catalina Kloster und seit 1970 ist der überwiegende Teil der Anlage für die Öffentlichkeit zugänglich.

Man kann ehemalige Wohnräume der Nonnen besichtigen, sowie Gemeinschaftsräume und Kapellen. Die Wandmalereien in den Kreuzgängen sind beeindruckend und die meisten Häuser der Klosteranlage sind in kräftigen Farben gestrichen und verleihen der Anlage einen mediterranen Charakter.

Der Eintritt in das Santa Catalina Kloster kostet umgerechnet rund 12 Euro und ist täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Auch ein Café für Snacks und Getränke befindet sich in der Klosteranlage.

 

Santa Catalina Kloster

Santa Catalina Kloster

 

Tag 2 in Arequipa – Nachmittag: Alpaka Museum

 

Leider hat es mir persönlich zeitlich nicht mehr gereicht das Alpaka Museum zu besuchen, weshalb ich hier auch nicht aus eigenen Erfahrungen berichten kann. Da ich aber super gerne noch dort gewesen wäre, möchte ich es dir trotzdem als Tipp an die Hand geben!

Bei Mundo Alpaca kann man bei der Verarbeitung der Alpaka Wolle zu hochwertigen Textilien zuschauen und Alpakas und Lamas streicheln.

Für mich klingt das nach einem hervorragenden und entspannten Ausklang für deinen Abstecher in die Weiße Stadt!