
Die Ballestas Inseln – das kleine Galápagos Perus
Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen gehört für mich seit jeher zu den tollsten Reiseerlebnissen überhaupt. Kaum eine Reiseerfahrung kann mithalten, wenn es darum geht zum ersten Mal mit Riffhaien zu schnorcheln, Hyazinth-Aras im brasilianischen Pantanal zu erleben oder eine Schwarzbärfamilie in Kanada über die Straße tapsen zu sehen. Aus diesem Grund waren die Ballestas Inseln für mich ein Muss.
Die kleine Inselgruppe liegt vor der Küste Perus, ungefähr dreihundert Kilometer südlich von Lima in der Region Ica. Sie besteht aus drei Hauptinseln, Ballestas Norte, Ballestas Centro und Ballestas Sur und trägt ihren Spitznamen Das kleine Galapágos oder auch Galapágos für arme Leute nicht von ungefähr. Genau wie die berühmten Namensgeber in Ecuador, verfügen die Ballestas Inseln über eine einzigartige Tierwelt.
Über zweihundert Vogelarten leben auf den schroffen Felsinseln im Süden Perus, darunter Chilepelikane, Seeschwalben, Guanokormorane und Guanotölpel sowie Humboldtpinguine. Auch Säugetiere sind zahlreich vertreten. So begegnet man bei einem Besuch mit Sicherheit Mähnenrobben, südamerikanischen Seebären und mit etwas Glück auch der ein oder andere Delphinart. Für Tier- und Naturfreunde sind die Ballestas Inseln also ein echtes kleines Paradies.
Aus diesem Grund findest du nun hier alle wichtigen Infos für deine eigene Reiseplanung und meine persönlichen Eindrücke der Ballestas Inseln.
Wie komme ich zu den Ballestas Inseln?
Die Islas Ballestas gehören heute zu den Topattraktionen Perus und daher ist die touristische Infrastruktur für einen Besuch der Inseln mittlerweile sehr gut. Ausgangspunkt für einen Trip zu den Ballestas Inseln ist der Fischerort Paracas. An der dortigen Marina befindet sich ein großer Parkplatz sowie ein eigenes Besucherzentrum.
Am einfachsten erreichst du Paracas mit dem Auto. Falls du mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, kannst du mit der Buslinie Cruz del Sur innerhalb einer dreieinhalbstündigen Fahrt von Lima aus das Dorf Paracas erreichen. Die Busstation ist in Laufentfernung zur Marina und die Fahrt kostet dich rund 20 bis 30 Soles, umgerechnet um die 7 Euro.
Wenn du deine Anreise nicht selbst organisieren willst, kannst du über Get Your Guide und andere vergleichbare Buchungsplattformen Ganztagesausflüge inklusive aller Transfers und Reiseleitung ab Lima buchen. Diese Touren starten allerdings sehr früh am Morgen und sind verhältnismäßig teuer. Auch wenn ich keinen dieser Tagesausflüge mitgemacht habe, würde ich dir von meinem ersten Eindruck her, eher davon abraten und die Fahrt lieber selbst organisieren.
Wie kann ich die Ballestas Inseln besichtigen?
Die Inselgruppe gehört seit 1975 zum Naturschutzgebiet der Halbinsel Paracas. Entsprechend genießen die dort beheimateten Tiere einen besonderen Schutz und das Betreten der Inseln ist für Besucher nicht erlaubt. Die einzige Möglichkeit die Inseln zu besichtigen, besteht also aus einer geführten Bootstour.
Eine solche Bootsfahrt dauert in der Regel zwei Stunden und kostet pro Person ungefähr 40 Soles, also 10 Euro. Für eines der begehrtesten Touristenziele Perus ist das meiner Ansicht nach ein echter Schnäppchenpreis. Bei den Booten handelt es sich um offene, hoch motorisierte Schlauchboote mit umweltschonenden Motoren. Jeder bekommt eine Rettungsweste ausgehändigt und los geht die Fahrt.
Die Abfahrtszeiten der Bootstouren sind jeweils um 8:00 Uhr um 10:00 Uhr und um 12:00 Uhr am Vormittag. Falls du aus Lima anreist, heißt es also entweder früh aufstehen oder vorab eine Übernachtung in einem der zahlreichen Hotels in Paracas einlegen.
Nicht vergessen solltest du bei deinem Ausflug eine gute Wind- und Regenjacke. Zum einen kann es auf dem offenen Meer schon mal zugig werden und zum zweiten bist du so auch vor möglicherweise herabfallendem Vogelkot geschützt. Wenn es das Reisegepäck zulässt kann auch ein Fernglas nicht schaden und eine Kamera mit einem guten Zoomobjektiv ist ebenfalls hilfreich.
Was werde ich an den Ballestas Inseln erleben?
Kurz gesagt: Du wirst sehr sehr viele Vögel sehen und eine beeindruckende raue Felslandschaft. Die Inselgruppe liegt rund 18 Kilometer vor der Küste Perus und so dauert die Fahrt mit dem Schnellboot zunächst ungefähr eine halbe Stunde, bevor man das Tierparadies erreicht.
Der Weg führt aber erstmal ein Stück entlang der Küste und schon hier gibt es eine erste Sehenswürdigkeit zu bestaunen und zwar El Candelabro, auf Deutsch, der Kerzenleuchter. Es handelt sich dabei um eine riesige Geoglyphe, also ein Scharrbild im Boden, welches der Form eines dreiarmigen Kerzenleuchters ähnelt. Das Werk ist nahezu 180 Meter hoch und rund 75 Meter breit und erinnert an die berühmten Nazca Linien. Diese sind nur ungefähr 200 Kilometer von Paracas entfernt, jedoch lässt sich Forschern zufolge ihre Entstehungszeit nicht exakt eingrenzen. El Candelabro hingegen ist sehr wahrscheinlich ungefähr 200 v. Chr. entstanden.
Etwa einen halben Meter tief wurde die Geoglyphe in den versteinerten Sandboden eingeritzt und sie ist noch heute bis weit aufs Meer hinaus sichtbar. Dies legt die Vermutung nahe, dass El Candelabro einmal bei der Navigation von Seefahrern dienen sollte, die genaue Funktion des Scharrbilds ist jedoch bis heute ein Rätsel.
Anschließend lassen wir mit dem Schnellboot die Küste hinter uns und es geht hinaus aufs offene Meer. Je nach Wetterlage können hier die Wellen ein wenig zunehmen und falls du einen empfindlichen Magen hast, empfehle ich dir sicherheitshalber vorab eine Reisetablette zu nehmen.
Schon von weitem hört man das Schreien der Vögel, noch bevor man die Ballestas Inseln überhaupt erreicht hat. Vogelschwärme kreisen überall in der Luft und beim Näherkommen erkennt man, dass der felsige Boden der Inseln teilweise über und über mit brütenden Vögeln bedeckt ist, so dass man kaum einen Untergrund erkennen kann.
Guanotölpel und Guanokormorane geben hier ganz eindeutig den Ton an und so ist es kaum verwunderlich, dass der namensgebende Guano (auf Deutsch: Vogelkot) hier in rauen Mengen anfällt. Dieser war im 19. Jahrhundert ein großer Wirtschaftsfaktor in der Region Paracas, da dieser regelmäßig von den Ballestas Inseln abgetragen und als natürlicher Dünger verkauft wurde. Auch wenn sich heute weitgehend chemische Alternativen durchgesetzt haben, wird der Vogelkot auf der Inselgruppe noch immer alle fünf Jahre entfernt. Dabei wird jedes Mal eine mehrere Meter dicke Schicht des begehrten Guano abgetragen.
Meine tierischen Highlights auf den Ballestas Inseln waren jedoch die vielen entspannten Seebären, die Pelikane und die vereinzelten Pinguine. Mit Pinguinen ist schließlich auf der Höhe von Peru nicht unbedingt zu rechnen. Die Inselgruppe befindet sich nur 1.500 Kilometer südlich des Äquators und trotzdem hat es die niedlichen Antarktisbewohner hier her verschlagen.
Grund für die Ansiedlung der Humboldtpinguine auf den Ballestas Inseln ist der Humboldtstrom, der kaltes Wasser aus der Polarregion entlang der chilenischen Küste bis hinauf zum Äquator leitet. Das kalte Wasser ist sauerstoffreich und bringt einen großen Fischreichtum mit sich. Auch Tiere die eigentlich ein deutlich kälteres Klima vorziehen, finden daher auf den Ballestas Inseln optimale Jagdgründe vor. Auch der Artenreichtum der Galapagos Inseln ist im Übrigen auf die kalte Meeresströmung aus dem Süden zurück zu führen.
Während der Bootstour hält man sich ungefähr eine Stunde lang an den Ballestas Inseln auf. Immer wieder kommt das Schnellboot an der Küste zum Stehen und es bleibt genug Zeit um zu fotografieren und die teilweise beeindruckenden Felsformationen zu bestaunen. Der Guide erklärt die ganze Zeit auf Spanisch und Englisch viel zur heimischen Fauna und steht ebenso gerne für Fragen zur Verfügung.
Schließlich geht es zurück nach Paracas und der kleine Ort eignet sich optimal für ein Mittagessen am Wasser. Eine Strandpromenade, viele kleine Fischerboote in der Bucht und ein Restaurant am anderen, bieten optimale Bedingungen für einen gemütlichen Ausklang deines beeindruckenden Ausflugs in die Natur!

