Torres del Paine – Abenteuer W-Trek und was du mitnehmen solltest
Der Torres Del Paine Nationalpark im südlichen Chile gehört zu den eindrucksvollsten Naturschtzgebieten der Erde. Türkisfarbene Seen, Gletscher, Pumas und beeindruckende Felsformationen – allen voran die drei berühmten Granittürme, die dem Park seinen Namen geben – bieten eine fantastische Kulisse für ausgiebige Wanderungen.
Der sogenannte W-Trek gehört zu den berühmtesten Mehrtageswanderungen der Welt und ist daher auch die meistbegangene Route im Torres Del Paine Nationalpark. Seinen Namen verdankt er der W-Form, die man innerhalb von 60-80 Kilometern innerhalb des Parks zurück legt. Auf dem Weg findet man zahlreiche Campsites bei denen man schon für umgerechnet fünf bis acht Euro pro Nacht sein Zelt aufschlagen kann. Gerade in der Hauptsaison (Dezember bis Februar) ist eine Vorbuchung jedoch dringend empfohlen.
Ich habe die 4-tägige Wanderung gemeinsam mit einer Gruppe absolviert, was den großen Vorteil hatte, dass wir nur unser eigenes Gepäck inklusive Schlafsack und Thermomatte tragen mussten, nicht jedoch ein Zelt oder Kochequipment. Wenn du dich damit arrangieren kannst für diese Tage nicht ganz frei unterwegs zu sein, dann kann ich das nur empfehlen. Die Zelte sind bereits aufgebaut wenn man nach einem langen Trekking Tag im Camp ankommt und ein warmes Essen erwartet einen ebenfalls. Außerdem hat man zwei lokale Guides dabei, die einem viel zur Natur und Geologie des Parks erklären können. Für mich war dieser kleine Luxus die rund 250,- EUR definitiv wert.
Der Ablauf des W-Treks im Torres del Paine Nationalpark sah für mich folgendermaßen aus.
Tag 1:
Mit der Fähre haben wir gegen 9:00 Uhr morgens den Lago Pehoe überquert um anschließend im Refugio Paine Grande unsere bereitgestellten Zelte zu beziehen. Es handelte sich um hochwertige North Face Zelte für je zwei Personen und das Refugio ist mit einem großen Speisesaal, einem kleinen Laden und einem Aufenthaltsbereich sehr gut ausgestattet.
Eigentlich sollten wir direkt nach Ankunft zur ersten Wanderung starten, aber da es leider den ganzen Vormittag stark geregnet hat, konnten wir uns erst gegen 13:00 Uhr auf den Weg machen. Da wir am Abend in das Refugio Paine Grande zurück kehren würden, konnten wir unser großes Gepäck im Camp lassen und nur mit einem kleinen Tagesrucksack los ziehen. Das Ziel der heutigen Wanderung war der Glaciar Grey, ein beeindruckender in einen See hinein ragender Gletscher.
Da wir zeitlich erst so spät starten konnten, musste ein ziemliches Tempo vorgelegt werden um an diesem Tag noch die ganze Strecke von 22 km hin und zurück zu bewältigen. Aus diesem Grund haben wir die Gruppe in eine langsame und eine schnelle Gruppe unterteilt. Ich habe mich der langsamen Gruppe angeschlossen, da ich lieber einen der Aussichtspunkte verpassen wollte um dafür beim wandern auch die Schönheit der Umgebung wahr nehmen zu können. Entsprechend bin ich nur rund 6 km einfache Strecke zum ersten Aussichtspunkt auf den Glaciar Grey gewandert. Trotz des nach wie vor durchwachsenen Wetters, war der Blick auf den Gletscher einfach grandios.
Das Niveau des ersten Tages würde ich bei fünf Schwierigkeitsstufen mit zwei bewerten. Die Wege waren alle einfach begehbar und nur leicht ansteigend. Ein besonderes Fitnesslevel ist hier nicht notwendig.
Tag 2:
An diesem Morgen mussten wir unser gesamtes Gepäck mitnehmen und zunächst ging es bei strahlendem Sonnenschein für rund 7 km einen wenig anspruchsvollen Weg entlang zum Camp Italiano. Es handelt sich dabei um ein äußerst einfaches Camp mitten in der Wildnis, ohne feste Räumlichkeiten oder Duschen. Für uns war das allerdings nicht relevant, da wir hier nur unser großes Gepäck abgestellt haben, ohne aber dort zu übernachten.
Mit dem leichten Tagesrucksack ging es weiter hinein ins Valle del Frances. Der Weg in das Tal führt stetig bergauf, entlang von Flüssen und Bächen und mit einer atemberaubenden Aussicht auf das schneebedeckte Gebirgsmassiv. Die ganze Strecke bis zum Mirador Britanico beträgt rund 5,5 km einfache Strecke, allerdings bietet auch der Mirador Frances, nach 2,5 km schon fantastische Ausblicke. Regelmäßig kann man kleine Lawinenabgänge an den Bergen in der Ferne beobachten und wenn das Wetter mitspielt, bietet sich der Aussichtspunkt für eine kleine Mittagspause an.
Für uns ging es anschließend wieder bergab. Beim Camp Italiano haben wir unser Gepäck eingesammelt um dann die letzten 6 km des Tages bis zum Refugio Los Cuernos anzutreten. Das Refugio bietet feste Holzplattformen für die einzelnen Zelte sowie Duschen und einen gemütlichen Speise- und Aufenthaltsraum.
Der heutige Tag war anstrengender als der zuvor, aber trotzdem sehr gut zu bewältigen, sofern man keine größeren gesundheitlichen Einschränkungen hat. Ich würde die Strecke insgesamt mit drei von fünf Schwierigkeitspunkten bewerten.
Tag 3:
Schon in der Nacht hatte leider starker Wind und Regen eingesetzt, der auch weitgehend den ganzen folgenden Tag anhielt. Glücklicherweise hatten wir heute auch nur eine relativ kurze Strecke von 11 km vor uns. Der Weg führte immer wieder leicht bergauf und bergab, war aber nur wegen der unschönen Wetterbedingungen ein wenig anstrengend.
Schon gegen 15:00 Uhr sind wir im Refugio Torres angekommen und der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Erholens und Aufwärmens, da uns am nächsten Tag der anstrengendste Teil des W-Trek bevorstehen würde.
Das Refugio Torres ist eine sehr einfacher Zeltplatz. Zwar gibt es Duschen und Toiletten, wenn man sich für die Camping Variante entscheidet, allerdings keinerlei geschlossene Aufenthaltsräume und auch die Zelte hatten hier einen niedrigeren Standard als in den Camps der letzten Tage. Abends konnten wir uns aber immerhin im nur ungefähr 200 m entfernten Refugio Torres Central in den Aufenthaltsraum setzen und den Tag ausklingen lassen.
Die heutige Strecke würde ich mit zwei von fünf Schwierigkeitspunkten bewerten.
Tag 4:
Am letzten Tag stand das Highlight des Parks auf dem Programm: Die Wanderung zu den berühmten Torres.
Der Weg dorthin beträgt vom Camp einfache Strecke rund 9 km und wir konnten wieder mit leichtem Tagesrucksack los ziehen, weil es am Abend ohnehin zurück ging zum Refugio Torres. Das Wetter war an diesem Tag noch immer sehr durchwachsen, aber trotzdem war die Motivation groß, da alle den letzten Tag noch mal in vollen Zügen genießen wollten.
In der ersten Stunde führt der Weg stetig bergauf und im Anschluss für weitere zwei Stunden relativ eben entlang eines Tals. Danach beginnt der herausforderndste Teil des W-Trek, der Aufstieg zur Base de las Torres. Gut 45 Minuten lang geht es recht steil und teils über großes Geröll und Gesteinsbrocken bergauf. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Weg frei und ungeschützt nach oben führt und man dadurch Wind und gegebenenfalls Regen oder Schnee ziemlich schutzlos ausgesetzt ist. Trotzdem ist der Weg mit dem richtigen Schuhwerk und mit einer durchschnittlichen Fitness gut zu bewältigen. Von unserer rund 20-köpfigen Gruppe hat nur eine Person den Aufstieg nicht geschafft, alle anderen sind in ihrem jeweiligen Tempo ohne Probleme oben angekommen .
Leider hat es leicht geschneit und die Wolken haben uns eine klare Sicht auf die Torres verwehrt. Trotzdem war es einfach atemberaubend die berühmteste Felsformation Patagoniens endlich live vor sich zu sehen.
Auf dem gleichen Weg ging es schließlich wieder zurück zum Refugio Torres, wo wir am Spätnachmittag ankamen und nach einem Abschiedsdrink mit der Gruppe nun das Ende der viertägigen Wanderung gekommen war.
Vom Schwierigkeitsgrad her würde ich die Strecke an diesem Tag mit vier von fünf Schwierigkeitspunkten bewerten.
Um den Trip richtig genießen zu können, ist das A und O die richtige Ausstattung. Das Wetter im Torres del Paine Nationalpark ist bekannt für starke Winde und kann sich mehrmals am Tag verändern. Man sollte auf alle Eventualitäten eingestellt sein und trotzdem mit möglichst kleinem Gepäck reisen um unnötige Belastungen während der Wanderungen zu vermeiden. Was die Kleidung betrifft ist ein Lagenlook am sinnvollsten.
Hier meine persönlichen Packempfehlungen:
- Rucksack: Maximal 30 l, wenn man Schlafsack und Matte außen befestigt, mindestens 45l wenn man alles im Rucksack unterbringen möchte.
- Regenhülle für den Rucksack
- Schlafsack: Vor allem wenn man im Frühling oder Herbst reist, sollte der Schlafsack eine Komforttemperatur von mindestens -2°C abdecken. Und auch für Reisen im Sommer (Dezember bis Februar) ist ein guten Schlafsack für drei Jahreszeiten sehr von Vorteil.
- Isomatte: Meist hat man mit einer aufblasbaren Thermomatte bessere Packmaße und einen höheren Liegekomfort. Ich würde sie immer einer normalen Isomatte vorziehen.
- Wanderstöcke: Vor allem für den Aufstieg zur Base de las Torres sehr zu empfehlen
- Wanderschuhe: Gute Trekkingschuhe sind nicht billig, halten im Normalfall aber auch viele Jahre und sind die Investition definitiv wert. Ich habe den W-Trek mit dem LOWA Women`s Mauria GTX zurückgelegt und war super zufrieden damit.
- Regenjacke: Am besten Gore Tex oder mit einer Wassersäule von 20.000, da man möglicherweise auch mehrere Stunden im Regen unterwegs ist.
- Isolierende Jacke: Am besten eine dünne Daunenjacke, die sich unter die Regenjacke ziehen lässt
- Fleece Jacke
- 2x dünne langärmelige Thermoshirts
- 2x T-Shirts, idealerweise aus Merinowolle
- Wanderhose
- Regenhose
- Thermoleggings, idealerweise aus Merinowolle
- 2x gute Wandersocken aus Wolle
- 2x Unterwäsche
- Mütze
- Schal
- Handschuhe (keine Wollhandschuhe)
- Taschenlampe oder Stirnlampe
- Nötigste Kosmetikprodukte in kleinen Packungen wie Shampoo, Duschgel, Sonnencreme, Desinfektionstücher, Zahnputzset etc.
- Kleine Reiseapotheke (Schmerzmittel, Pflaster etc.)
- Toilettenpapier / Taschentücher
- Kleines Handtuch
- Kamera, Batterien und Powerbank
- Sonnenbrille
- Wasserflasche 0,5 – 1 l (Das Wasser in den Bächen des Parks ist problemlos trinkbar)
Sollte noch Platz im Rucksack vorhanden sein, sind leichte Schuhe oder Sneakers für die Abende empfehlenswert sowie ein aufblasbares Reisekissen. Wenn du dich auf eigene Faust auf den Weg machst, musst du zusätzlich Platz für Zelt, Kochmaterialien und Lebensmittel einplanen.
Trotz des wechselhaften Wetters und teils anstrengenden Wandertagen, ist der W-Trek ein einmaliges Erlebnis und eines der großen Highlights jeder Patagonienreise. Wenn du gerne in der Natur bist, solltest du dir den Torres del Paine Nationalpark auf keinen Fall entgehen lassen.
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