Lücke im Lebenslauf? – Wie das Reisen deine Jobchancen erhöht!
Reisen liegt im Trend. Weltreisen, Langzeitreisen und Sabbaticals sind wahrscheinlich so angesagt wie nie zuvor und dennoch scheuen sich viele nach wie vor diesen Schritt zu gehen. Die große Unsicherheit den Job zu kündigen, oder auch nur den Chef um 2-3 Monate Auszeit zu bitten, schreckt viele Menschen ab, obwohl sie sich eigentlich diese Zeit wünschen würden.
Was wenn ich dadurch meinen Job verliere? Was wenn ich nach meiner Kündigung keinen neuen Job finde? Wie verkaufe ich die Lücke im Lebenslauf und wird mich danach überhaupt noch jemand zu einem Vorstellungsgespräch einladen?
Derartige Fragen sind es, die vielen Menschen Angst machen und ich möchte diese Ängste auch nicht herunter spielen. Eine Kündigung birgt ein Risiko und keiner sollte diesen Schritt vorschnell wagen. Man sollte sich vorab durchaus mit der eigenen Situation und den eigenen Qualifikationen auseinander setzen und mögliche Optionen für die Zeit danach gedanklich durchspielen.
Ohne Plan alles hinter sich zu lassen oder gar zu Gunsten des vielgepriesenen Digital Nomad Lifestyles auf eine solide Ausbildung oder ein Studium zu verzichten, wäre mit Sicherheit der falsche Weg. Wenn man aber gut ausgebildet ist und idealerweise auch schon eine gewisse Berufserfahrung mitbringt, kann ich nur dazu raten auch ein bisschen auf sich selbst, die eigenen Qualifikationen und das Leben zu vertrauen.
In zwanzig Jahren wirst du es bereuen die Dinge nicht gemacht zu haben, von denen du heute träumst und dass ausgiebiges Reisen, egal ob für vier Wochen oder zwölf Monate, kein Karrierekiller sein muss, sondern dich oftmals für Arbeitgeber noch viel attraktiver macht, will ich dir nun zeigen.
Es gibt kaum eine bessere Methode deine Soft Skills aufzupolieren als das Reisen. In vielen Branchen sind diese weichen Faktoren, die deine Persönlichkeit ausmachen, weit aus wichtiger als deine fachliche Qualifikation und selbst in traditionellen Berufen, werden diese Fähigkeiten immer entscheidender. Die folgenden Qualitäten machen dich daher attraktiv für jeden Arbeitgeber.
Sprachkenntnisse
Wenn du dich für eine längere Zeit in einem Land aufhältst, wirst du automatisch auch einen Zugang zu der dortigen Sprache bekommen. Wie intensiv man diese Chance nutzt, hängt natürlich stark von einem selbst ab. Eine Sprache, die man vor Abreise noch überhaupt nicht gelernt hat, wird man natürlich ohne Unterricht auch vor Ort nicht innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten perfekt lernen können. Grundkenntnisse lassen sich hier bei gutem Willen aber dennoch erzielen und diese helfen einem gegebenenfalls auch beruflich weiter.
Die größte Chance bietet jedoch ein längerer Aufenthalt in einem Land, dessen Sprache man zumindest in Grundzügen beherrrscht. Man verliert mit der Zeit die Scheu die Sprache anzuwenden und redet einfach darauf los, auch wenn man zu Beginn viele Fehler macht. Auf diese Weise lassen sich innerhalb von wenigen Wochen wahnsinnige Vorschritte erzielen.
Fremdsprachen sind heute aus keinem guten Lebenslauf mehr weg zu denken. Perfektes Englisch ist sogar in vielen Branchen unabdingbar und weitere Sprachen sind immer von Vorteil. Mit einem halben Jahr Rundreise durch Kanada oder einem Sommer in Barcelona kannst du bei einem Arbeitgeber daher nur punkten.
Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein
Gerade bei jungen Reisenden, ist dies ein wesentlicher Faktor. Wer allein für einen Schüleraustausch oder ein Auslandssemester für eine längere Zeit das zu Hause hinter sich lässt, kommt in eine völlig neue Umgebung, in der er sich Herausforderungen alleine und ohne Hilfe durch Eltern und Freunde stellen muss. Das beweist ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Mut. Wenn du in einer Stadt bist, wird sich zusätzlich dein Orientierungssinn verbessern.
Wer diesen Schritt aus der eigenen Komfortzone gewagt hat, wird eine große persönliche Entwicklung durchleben und mit einem stark verbesserten Selbstbewusstsein in die Heimat zurück kehren. All diese Eigenschaften sind essentiell für den Berufseinstieg.
Organisations- und Problemlösungsfähigkeit
Wenn deine Reise nicht ausschließlich aus einem Pauschaltrip und acht Stunden Sonnenbaden pro Tag in El Arenal besteht, dann musstest du dich im Vorfeld mit deiner Reise auseinandersetzen. Du hast eine Route geplant, die günstigsten Flüge gesucht, Unterkünfte und Transfers recherchiert, Preise verglichen, dich um die richtige Währung, den richtigen Stromadapter und notwendige Impfungen und Versicherungen gekümmert.
All das erfordert ein gutes Maß an Organisationsfähigkeit und dennoch kann während deiner Reise immer etwas Unerwartetes passieren. Flüge können verpasst werden, Busse nicht fahren, Menschen deine Sprachen nicht verstehen, du kannst beklaut werden, wichtige Unterlagen verlieren etc. und du musst dich selbstständig in einem fremden Land mit diesen Schwierigkeiten auseinander setzen.
Ohne ein gutes Improvisationstalent, Problemlösungsfähigkeiten und eine gewisse Coolness, ist das nicht zu bewältigen. Selbst wenn diese Eigenschaften vor deiner Reise nicht überdurchschnittlich ausgeprägt waren, wirst du hier im Laufe deines Trips deutlich dazu lernen und damit auch jedem Arbeitgeber mit mehr Gelassenheit und schnelleren Problemlösungen begegnen können.
Verständnis für andere Kulturen und Traditionen
Schon allein die Tatsache, dass du dich für andere Kulturen und deren Lebensstil interessierst, macht dich für viele Arbeitgeber attraktiv. Ein ehrliches Interesse, Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen sind auch hierzulande leider noch nicht in hohem Maß ausgeprägt, in vielen Jobs ist eine gewisse Weltoffenheit aber unabdingbar.
Wenn du dich während deiner Reise also auch mit Einheimischen umgibst, deren Leben und Ansichten kennen lernst, ist das eine große persönliche Bereicherung, kann dich aber auch beruflich weiterbringen. Vielleicht sitzt der Großkunde deines nächsten Arbeitgebers in China und wenn du mit der dortigen Kultur vertraut bist, hebst du dich sofort positiv von deinen Mitbewerbern ab. Interkulturelle Kompetenz wird in Zeiten der Globalisierung beruflich immer wichtiger.
Zielstrebigkeit und Kostenbewusstsein
Die wenigsten von uns sind mit den nötigen finanziellen Mitteln gesegnet um einfach mal regelmäßig und spontan lange Fernreisen zu machen. Vor allem bei mehrmonatigen Reisen oder Weltreisen muss beinahe jeder im Vorfeld darauf sparen und das erfordert ein klares und planmäßiges Handeln.
Du hast dir das Ziel gesetzt, dir in zehn Monaten ein halbes Jahr Auszeit zu gönnen, also musst du ab sofort auf manche Dinge verzichten und dir regelmäßige Beträge zur Seite legen, um dir diesen Traum erfüllen zu können. Um diese Einschränkungen in Kauf zu nehmen, bedarf es einer großen Zielstrebigkeit und Eigeninitiative. Wer nach zwei Monaten sparen wieder schwach wird, kann den Traum vom langen Reisen schließlich nicht verwirklichen.
Auch vor Ort weißt du mit Kosten umzugehen. Im Normalfall reist du mit einem gewissen Budget, dass du im Laufe deiner Reise auch nicht überschreiten solltest. Du wirst also lernen Preise zu vergleichen, zu verhandeln, kostenbewusst zu reisen und ein Budget einzuzahlen.
Diese Fähigkeiten werden dir in allen Jobs zu Gute kommen. Auch wenn deine nächste Stelle nicht in der Finanzbuchhaltung oder im Controlling liegt, gibt es sehr viele Berufe bei denen du dich mit Budgets auseinander setzen musst und ein vernünftiger Umgang mit Geld, wird immer hilfreich sein.
Fotografie, Geschichte, Tanzen, Sportarten…
Was auch immer du sonst während deiner Reise gelernt hast, es ist gut vorstellbar, dass auch diese neuen Hobbys die Chancen für deinen neuen Job steigern. Die Wahrscheinlichkeit, dass du während deiner Auszeit viel fotografiert hast, ist ziemlich groß. Vielleicht hast du ja hier ein Talent entdeckt? Oder es hat deine Kreativität geweckt und du wirst zu Hause weiterhin mit Fototechniken oder Malerei experimentieren?
Während du eine andere Kultur kennen gelernt hast, hast du wahrscheinlich auch etwas über die Geschichte, Kunst und Musik des Landes erfahren hast. Das verbessert deine Allgemeinbildung und diese ist definitiv in jedem Job gefragt. Vielleicht hast du aber auch gemerkt, wie sehr dich speziell die Geschichte der Aborigines während deiner Zeit in Australien interessiert hat und du beschäftigst dich nach deiner Rückkehr intensiver mit diesem Thema?
Diese Liste ließe sich endlos fortführen und natürlich kann man nicht jedes neue Hobby später auch beruflich nutzen. Gerade bei jungen Reisenden kann eine lange Reise aber auch eine optimale Möglichkeit zur Berufsfindung sein. Je mehr du siehst und erlebst um so eher wirst du schließlich auch lernen was dich interessiert und was nicht.
→ Work & Travel, Sprachreisen, Volunteering
Diese Form der Auslandsaufenthalte sind natürlich nicht zu toppen. Im Fall von Work & Travel arbeitest du in anderen Ländern und gewinnst generelle Arbeitserfahrung, bei Sprachreisen hast du eine gewisse Anzahl an Unterrichtsstunden pro Tag und wenn du Freiwilligenarbeit leistest, beweist das dein soziales Engagement und deine Belastbarkeit. Mit dieser Art zu reisen kannst du deinem Lebenslauf nur einen Gefallen tun.
Aber auch wenn du einfach nur aus Spaß unterwegs bist, wirst du eine große Persönlichkeitsentwicklung durchmachen und deine oben genannten Soft Skills toll perfektionieren. Dies weiß heute die überwiegende Mehrheit der Arbeitgeber zu schätzen und du wirst bei der Jobsuche klar im Vorteil sein.
Solltest du dennoch mal an ein Unternehmen geraten, dass eine Auszeit nach wie vor als unschöne Lücke im Lebenslauf wertet, solltest du dich meiner Ansicht nach eher fragen, ob du für einen Arbeitgeber mit einer derartigen Weltanschauung wirklich arbeiten möchtest.
Du brauchst noch ein bisschen mehr Motivationshilfe um deinen Reisetraum endlich zu leben? Dann schau mal hier!