La Gomera
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La Gomera – Natur erleben auf der schönsten Insel der Kanaren

Bettenburgen am Strand, Unmengen deutscher Pauschalurlauber, All Inclusive Buffets, deutsche Gastronomie und Massentourismus unter spanischer Sonne. Ungefähr so stellt man sich die Kanaren vor. Auch ich habe durchaus meine Vorbehalte gegenüber vielen der Kanarischen Inseln, jedoch gibt es eine echte Ausnahme und das ist La Gomera.

La Gomera ist die zweitkleinste der Kanarischen Inseln und verfügt über eine einmalige Vegetation. Während die Südküste vorwiegend rau und trocken ist, bietet die Nordhälfte und das Zentrum der Insel üppig grüne Wälder, weite Täler und viel Ursprünglichkeit. Mit ihren elf Millionen Jahren ist die Vulkaninsel eine der Ältesten der Kanaren und bietet ganzjährig ein angenehm mildes Klima im Bereich zwischen 20 und 28 Grad.

Eine kulturelle Besonderheit La Gomeras ist El Silbo, die Pfeifsprache der Insel. Sie ermöglichte bereits den Ureinwohnern La Gomeras eine einfache Kommunikation über große Distanzen hinweg und ist nirgendwo sonst auf der Welt in dieser Form zu finden. Aus diesem Grund gehört El Silbo auch seit 1982 zum Weltkulturgut der UNESCO und wird als Pflichtfach in den Schulen der Insel unterrichtet.

Sowohl die Natur als auch die Kultur La Gomeras hat also für Reisende viel Einzigartiges zu bieten, so dass die kleine Insel in jedem Fall einen tollen und interessanten Urlaub verspricht.

 

Tourismus auf La Gomera

 

La Gomera gilt vielerorts nach wie vor als Geheimtipp und dies verwundert insbesondere, da die Kanarischen Inseln im Allgemeinen ja eines der beliebtesten Reiseziele vor allem von uns Deutschen sind. Auf La Gomera findet man kaum große Hotelketten oder die klassische touristische Infrastruktur der übrigen Inseln. Woran liegt das also?

Einer der Hauptgründe, warum La Gomera nach wie vor vom großen Massentourismus verschont geblieben ist, dürfte daran liegen, dass die Insel kaum über badetaugliche Strände verfügt. Es dominieren Steilküsten oder kurze raue Strandabschnitte, die nicht für den klassischen Pauschaltourismus geeignet sind.

Auch das Straßennetz La Gomeras hat sich erst sehr spät entwickelt. Während in den 1960er Jahren die Mehrheit der Küstenorte nur per Boot zu erreichen waren, hat sich mittlerweile zwar eine bessere Infrastruktur herausgebildet, die klassischen Küstenstraßen sind aber noch immer eher eine Seltenheit. Stattdessen führen die meisten Straßen durch das Landesinnere. Obwohl das Busnetz auf La Gomera mittlerweile sehr gut ausgebaut ist, ist ein Mietwagen noch immer die beste Möglichkeit um die Insel zu erkunden.

Auch wenn der große touristische Ansturm bis heute ausgeblieben ist, zählt der Tourismus zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Insel. La Gomera hat sich vor allem bei Individualreisenden und Wanderern zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. Wer also ein ganzjährig mildes Reiseziel in angenehmer Flugdistanz sucht, Natur und Ursprünglichkeit schätzt und gerne zu Fuß unterwegs ist, der wird auf La Gomera einen traumhaften Urlaub verbringen können.

 

La Gomera

 

Sehenswertes auf La Gomera

 

Ich habe La Gomera bereits viele Mal besucht, allerdings beschränkt sich meine Erfahrung der Insel auf viele einzelne Tagesausflüge und nicht auf einen einzelnen längeren Urlaub. Im Rahmen meiner Arbeit auf Kreuzfahrtschiffen, lagen wir mehrfach in La Gomera vor Anker und so habe ich die kleine Insel sehr zu schätzen gelernt.

Da sich meine persönlichen Erkundungstouren der Insel vorwiegend auf die grüne Nordhälfte von La Gomera beschränken, stelle ich dir hier meine persönlichen Highlights dieser Region vor.

 

Region Hermigua

 

Die Gegend um den kleinen Ort Hermigua im Norden der Insel gehört zu den Beliebtesten von La Gomera. Ein weites Tal mit üppiger Vegetation führt hier vom Landesinneren bis an die Küste. Dort befinden sich die größten Bananenplantagen der Insel sowie einige sehenswerte Wanderwege.

Ein Wahrzeichen der Region Hermigua sind die Roques de San Pedro, zwei relativ spitze Felsnadeln, die sich am Rand des Dorfes aus der Landschaft erheben. Es handelt sich dabei um ehemalige Vulkanschlote, die heute der Umgebung ein imposantes Aussehen verleihen und ein beliebtes Fotomotiv darstellen.

 

Roques de San Pedro

Playa de Hermigua

Blick auf den Teide

 

In einer Bucht an der Küste befindet sich die Playa de Hermigua, ein schmaler schwarzer Kiesstrand, der allerdings eher weniger zum Baden einlädt. Hier kann man vom Mirador de la Punta, einem Aussichtspunkt an der Küstenstraße, die Pescante de Hermigua bewundern. Vier künstliche Steinsäulen ragen dort imposant aus dem Meer. Es handelt sich dabei um die Überreste einer ehemaligen Verladestation für Bananen. Das Meer ist in dieser Gegend zuweilen so rau, dass ein Anlegen der Schiffe nicht möglich war und die Fracht somit per Kran verladen werden musste.

Neben einem interessanten Naturschwimmbad an der Küste, laden auch zwei kleine ethnografische Museen in Hermigua zu einem Besuch ein. Hier erfährt man unter anderem mehr zur Pfeifsprache El Silbo.

Wenn man der Küstenstraße ein Stückchen weiter Richtung Norden folgt, erreicht man den Mirador de Agulo. Hier kann man einen tollen Blick über die gleichnamige Ortschaft, das Tal und die Berge genießen. Bei gutem Wetter hat man zudem einen optimalen Blick nach Teneriffa auf den Vulkan Pico del Teide, der mit über 3.700 Metern der höchste Berg der Kanarischen Inseln ist. Das Titelbild dieses Beitrags wurde am Mirador de Agulo aufgenommen.

 

Wandern im Garajonay Nationalpark

 

Der Garajonay Nationlpark liegt im Zentrum der Insel und beherbergt ein einmaliges Ökosystem. Hier befindet sich der über tausend Jahre alte, größte zusammenhängende Lorbeerwald der Erde. Außerdem beherbergt der Garajonay Nationalpark einen immergrünen, subtropischen Nebelwald. Moose und Flechten hängen von den Bäumen, große Farne fühlen sich im feuchtkühlen Klima wohl und kleine Wasserfälle durchziehen die Landschaft. Im Garajonay Nationalpark fühlt man sich teilweise wie in einer Märchenkulisse. Seit 1986 gehört dieses einzigartige Ökosystem zum Weltnaturerbe der UNESCO.

Im Zentrum des Nationalpark befindet sich der gleichnamige 1.500 Meter hohe Garajonay Berg und damit die höchste Erhebung La Gomeras. Die Höhe in Kombination mit dem feuchten Klima führt dazu, dass es selbst an warmen Sommertagen im Garajonay Nationalpark erstaunlich kühl ist. Lass dich bei deinem Besuch des Nationalparks also nicht vom Strandwetter an der Küste blenden, sondern nimm auch im Sommer auf jeden Fall eine Jacke mit auf deinen Ausflug.

Insgesamt wird La Gomera von einem rund 650 Kilometer langen Netz aus Wanderwegen durchzogen. Der Nationalpark umfasst rund zehn Prozent der Inselfläche und ist somit ein optimales Wandergebiet. Die Wege sind bestens ausgeschildert und mehrheitlich ohne große Wandererfahrung problemlos zu bewältigen. Feste Schuhe sind ratsam, da der Boden häufig feucht und dadurch leicht matschig sein kann. Wanderstöcke oder eine überdurchschnittliche Kondition ist aber auf den meisten Wegen nicht notwendig.

 

Garajonay Nationalpark

Garajonay Nationalpark

 

Mirador del Morro de Agando

 

Der Mirador del Morro de Agando ist ein beliebter Aussichtspunkt im Süden des Garajonay Nationalparks. Von hier hat man einen herrlichen 360 Grad Blick über die hügelige grüne Natur bis hinunter aufs Meer. Besonders imposant ist der 1.200 Meter hohe Roque de Agando, der sich über die naturbelassene Landschaft erhebt.

Trotz seines spektakulären Panoramas ist der Mirador del Morro de Agando selten überlaufen. Dies dürfte daran liegen, dass man von der Parkbucht an der Straße ungefähr 15 Minuten lang über einen unbefestigten Fußweg zum Aussichtspunkt wandern muss. Der Weg ist problemlos zu bewältigen, aber dennoch scheinen einige Urlauber den Weg zu scheuen. Um so besser für alle, die kein Problem mit einem kleinen Spaziergang haben.

 

Mirador del Morro de Agando

La Gomera

 

San Sebastián de la Gomera

 

San Sebastián gehört meiner Ansicht nach zu den hübschesten Küstenstädtchen der Kanarischen Inseln. Durch seinen großen Yachthafen ist der Ort der Ausgangspunkt für Kreuzfahrtschiffe und entsprechend viele Menschen strömen zuweilen auch durch San Sebastián. Um so erstaunlicher ist es, dass das Städtchen noch immer sehr viel Gelassenheit verströmt.

San Sebastián liegt an der Ostküste La Gomeras und knapp die Hälfte der gut 20.000 Bewohner der Insel ist hier zu Hause. Der Stadtkern beschränkt sich auf einige wenige Straßen und dennoch beeindruckt das Städtchen mit einer schönen Architektur, farbigen Häusern, lebendigen Plätzen und hübschen Restaurants. Ich habe bereits viele Lokale in San Sebastián durchprobiert und wurde nie enttäuscht.

 

San Sebastián de la Gomera

San Sebastián de la Gomera

San Sebastián de la Gomera

 

Sehenswert ist insbesondere das schöne Rathaus mit seinem offenen Bogengang, der Wehrturm Torre del Conde und die kleine Iglesia Nuestra Señora de la Asunción. Die Kirche geht bereits auf das 15. Jahrhundert zurück und wurde vor deren Atlantiküberquerungen sogar von den großen Eroberern Christoph Kolumbus und Francisco Pizzarro besucht.

Mehr als einen Tag musst du für die Besichtigung San Sebastiáns nicht einplanen und dennoch bin ich überzeugt, dass dir das beschauliche Städtchen genau so gut gefallen wird wie mir.

 

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